Schiedsrichter

Bundesliga-Schiri Guido Winkmann in Nieukerk im Home Office

Während der Corona-Krise: "Jetzt konsequent zu sein, das hilft", sagt der 46-Jährige aus Kerken im Kreis Kleve/Geldern im Interview.
1. April 2020 Schiedsrichter | Kleve / GeldernText: Helmut Vehreschild/Rheinische Post
Bundesliga-Schiri Guido Winkmann in Nieukerk im Home Office
Bildquelle: Getty Images
Guido Winkmann, Bundesliga-Schiedsrichter vom Niederrhein aus Nieukerk, befindet sich derzeit im Home Office.

Die Fußball-Bundesliga wird wegen der Corona-Krise mindestens bis zum 30. April weiter Pause haben. Davon ist auch Schiedsrichter Guido Winkmann, der in Nieukerk in der Gemeinde Kerken im Kreis Kleve/Geldern wohnt und für den SV Nütterden pfeift, betroffen. Der Referee ist im Home Office. Die Rheinische Post unterhielt sich mit dem 46 Jahre alten Unparteiischen, der seit 2008 Spiele in der deutschen Eliteklasse (146 Einsätze) leitet, über die Situation.

Herr Winkmann, wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?

Guido Winkmann: Wir fühlen uns gut, aber dass heißt ja nicht, dass das Virus vielleicht nicht doch in einem stecken kann. Deswegen ist das Beachten der Kontaktsperren so wichtig.

Was macht der Fußball?

Winkmann: Der ist total in den Hintergrund getreten. Ich habe Trainingspläne vom DFB und trainiere individuell. Ich höre auf meinen Körper. Und hoffentlich geht’s bald wieder los.

Wie verbringen Sie die Tage?

Winkmann: Wir haben gemeinsam mit den Kindern einen Stundenplan erstellt, um einen geordneten Tagesablauf hinzubekommen. Das klappt leider nur dann perfekt, wenn die Kinder ihre Pausen einfordern. Es schmerzt, dass die Kinder nicht mit ihren Freunden spielen können. Aber jetzt konsequent zu sein, das hilft, damit bald alle wieder zusammen lernen und spielen können.

Erst kürzlich hatte Guido Winkmann (2.v.r.) ein D-Juniorenspiel beim TSV Nieukerk gepfiffen. (Foto: TSV Nieukerk)

Sie haben kürzlich ein Sorgentelefon angeregt.

Winkmann: Ja, vor allem für einsame Menschen, insbesondere Senioren. Vieles läuft super über Privatinitiativen und über familiäre, freundschaftliche Verbindungen. Aber diejenigen, die gar niemanden haben, werden bald jemandem zum Reden brauchen. Jeder Tag mehr in der Isolation führt zu immer mehr Einsamkeit, Angst und Reizbarkeit. Wenn die Leute dann in Tageszeitungen oder Wochenblättern lesen, wo sie anrufen können, kann es helfen. Viele Kommunen richten bereits dahingehende Möglichkeiten ein, indem sie Mitarbeitern im Home Office flexibel neue Aufgaben übertragen und zutrauen.

Was vermissen Sie am meisten?

Winkmann: Mit den Kindern nach Nütterden zur Oma zu fahren. Mich in Kleve mit meinen Freunden beim Griechen zu treffen. Und auf dem Sportplatz in Nieukerk Fußball zu schauen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Winkmann: Dass wir die Dinge, die sich in einer Krise bewähren, für die Zukunft nutzen. Videokonferenzen werden Reisen ersetzen. Home Office kann ausgebaut werden. All das wird künftig die Umwelt entlasten.

Was wünschen Sie sich für den Kreis Kleve/Geldern?

Winkmann: Einigkeit. Es darf nicht darauf ankommen, von wem eine gute Idee stammt oder wer wann eine Videokonferenz einberufen hat. Man muss nach vorne schauen.

Zu guter Letzt: Wann geht die Bundesliga denn Ihrer Meinung nach weiter?

Winkmann: Ich persönlich hoffe, dass Mitte Mai wieder gespielt werden kann. Aber das hängt ja auch von uns allen ab.

 

Anmerkung: Dieser Text ist am 26. März zuerst bei der Rheinischen Post erschienen.


 

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