Drei Treffer hat er in bisher fünf Spielen in der laufenden Oberliga-Saison geschossen und steht so mit zehn anderen Spielern auf Platz drei der aktuellen Torjägerliste - nicht schlecht für einen Innenverteidiger, zumal er alle Tore auf die gleiche Weise erzielt hat: vom Punkt. Nedzad Dragovic ist der Elfmeterkönig beim 1. FC Kleve.
Nach der 0:4-Niederlage der Schwanenstädter zum Auftakt bei Ratingen 04/19 netzte der 35-Jährige in den drei darauffolgenden Partien jeweils per Strafstoß ein. Zuvor hatte er auch schon im Niederrheinpokal Nerven wie Drahtseile bewiesen und sowohl beim Klever 4:3-Sieg im Halbfinale über den 1. FC Bocholt als auch bei der 1:3-Niederlage im Endspiel gegen den Regionalligisten Rot-Weiss Essen jeweils einen Elfer verwandelt.
Wir haben uns mit dem Bosnier über seine Spezialität unterhalten.
FVN.de: Nedzad Dragovic, haben Sie keine Nerven?
Nedzad Dragovic: Doch, schon! Natürlich verspüre ich vor jedem Elfmeter eine gewisse Anspannung, aber ich lasse mich dadurch nicht durcheinander bringen und bleibe sehr konzentriert. Meistens klappt das auch und der Ball ist drin
Fünfmal in den letzten sieben Pflichtspielen…
Dragovic: Das ist schon eine gute Quote, aber mir ist es nicht wichtig, dass ich die Tore mache, sondern dass wir als Mannschaft die Punkte holen. Da haben wir leider am Sonntag durch die 1:5-Niederlage in Bocholt einen ziemlichen Rückschlag einstecken müssen.
Bocholt hat sich im Derby für die Pokalschlappe revanchiert. Gab es keine Szene, in der ein Dragovic-Elfer die Partie hätte drehen können?
Dragovic: Leider haben wir schon in der ersten Minute ein Gegentor kassiert und nach einer halben Stunde stand es 2:0 für Bocholt. Wir haben in Sachen Zweikampf- und Laufbereitschaft viel vermissen lassen, so hatten wir gegen diese starke Truppe aus Bocholt keine Chance – ob mit oder ohne Elfmeter.
Wie machen Sie das denn so vom Punkt? Haben Sie eine Lieblingsecke, schießen Sie immer flach ins Eck oder auch mal hoch in den Winkel?
Dragovic: Meistens schieße ich flach in eine Ecke, mal rechts oder links. Wenn ich mit den Ball schnappe und Anlauf nehme, beobachte ich den Torwart, was er macht. Wenn er eine Ecke anbietet, dann schieße ich halt in die andere. Ansonsten versuche ich immer, möglichst platziert und hart zu schießen, dann ist das Ding auch meistens drin.
War auch schon mal ein frecher Lupfer dabei oder eine andere Varianten?
Dragovic: Von Lupfern halte ich nichts! Wenn der Torwart aufpasst, siehst du da als Schütze ganz blöd aus. Ich bleibe lieber bei meiner Art, die Elfer zu schießen, das ist bisher ja auch erfolgreich.
Haben Sie dabei ein Vorbild, zum Beispiel Robert Lewandowski vom Triplesieger Bayern München? Er gilt ja als einer der sichersten Elfmeterschützen der Welt.
Dragovic: Ein Vorbild im eigentlichen Sinne habe ich nicht, aber wie Robert Lewandowski verzögere ich manchmal beim Anlauf. Nicht so extrem wie er, aber ein bisschen, um zu sehen, was der Torwart macht.
Welches war Ihr wichtigster oder schönster Strafstoß?
Dragovic: Wichtig sind natürlich vor allem die Elfmeter, die noch richtig Einfluss aufs Spiel haben. Gegen TuRU Düsseldorf war es zum Beispiel der 1:0-Siegtreffer oder beim 1:1 in Meerbusch die Führung. Schön war es natürlich auch, im Finale des Niederrheinpokals gegen RWE zu treffen, aber leider haben wir das Spiel verloren.
Man sagt immer, Elfmeter kann man nicht üben. Wie ist das bei Ihnen?
Dragovic: Das stimmt schon. Ich schieße schon lange Elfmeter, auch bei meiner vorherigen Station SV Hönnepel-Niedermörmter habe ich die Elfer geschossen und teilweise auch davor schon beim VfB Homberg. Von daher habe ich einige Erfahrung darin. Andererseits kann man das nicht im Training üben, denn da geht es um nichts – außer vielleicht einer Wette mit den Torwart oder so. Die Anspannung ist jedenfalls nicht da, der Puls ist nicht bei 140. Das hast du nur im Spiel.
Im Video:
Der Elfmeter-Treffer von Nedzad Dragovic im Niederrheinpokal-Endspiel gegen RW Essen (1:3)