Kindesschutz & Prävention gegen sexualisierte Gewalt


Was ist sexualisierte Gewalt?


Sexualisierte Gewalt und Grenzüberschreitung
Sexualisierte Gewalt ist sowohl die sexuelle ­Belästigung durch Worte, Bilder und Gesten sowie der sexuelle Übergriff mit und ohne Körperkontakt als auch die Nötigung bis hin zur Vergewaltigung.

Sexualisierte Gewalt im Sport ist kein Alltagsproblem in der Vereinslandschaft und deswegen sollte die Auseinandersetzung mit der Thematik auch nicht als Generalverdacht falsch verstanden ­werden. Das Thema muss ernst genommen werden, da Fälle von sexuellem Missbrauch im Sport immer wieder auftreten. Durch ein Bewusstmachen der Grenzen und Bildung einer Aufmerksamkeitskultur können schützende Strukturen geschaffen werden.

Täter verfolgen bestimmte Strategien, sind oft eng in das Vereinsleben eingebunden und allseits beliebt. Täter sind dadurch schwer zu erkennen. Klare Regeln in einem Verein helfen Täter abzuschrecken. Aufmerksamkeitskultur bedeutet, dass Verdachtsmomenten nachgegangen wird und Zuständigkeiten/Ansprechpersonen geklärt sind.

Wo sind die Grenzen?
Die unangemessene Berührung, das angeblich versehentliche ­Betreten der Dusche, die anzügliche Bemerkung nach dem Training sind Grenz­verletzungen. Ebenso das einschüchternde Ausüben von Druck durch die Machtposition des Trainers: „Wenn du das machst, ­bringe ich dich groß raus...“, „Wenn du ein Wort sagst, spielst du nie wieder!“

Die Grenzen sind fließend und können von Tätern auf der Suche nach einem Opfer ausgenutzt werden. Über Grenzüberschreitungen testet der ­Täter aus, wie weit er gehen kann, ohne entdeckt zu werden. Klare Regeln im Verein setzen Grenzen und sorgen für Transparenz!

Wie gehen die Täter vor?
Täter setzen bewusst auf Vertrauen. Die Strategie ist, Vertrauen zum Umfeld des Kindes sowie zum Kind selbst aufzubauen und dieses Vertrauen auszunutzen. Täter suchen ihre Opfer oft gezielt aus und testen häufig ­deren Verhalten bei ersten Grenzverletzungen. Durch das Vertrauensverhältnis zu ­Eltern und Verein traut niemand dem Täter seine Tat zu. Das Vorgehen ist gezielt und von langer Hand geplant.

Wie können wir im Verein vorbeugen?


Sexualisierte Gewalt enttabuisieren/Hinschauen
Ein Problembewusstsein über sexualisierte Gewalt im Sport ist notwendig, um entsprechende Situationen angemessen einschätzen und darauf reagieren zu können. Ein offener und klarer Umgang mit dem Thema ist eine Voraussetzung dafür, dass Betroffene sich bei Problemen anvertrauen. Eine eindeutige und nach außen sichtbare Haltung des Vereins macht deutlich, dass sexualisierte Gewalt und Grenzüberschreitungen nicht geduldet werden und schreckt somit potentielle Täter ab.

Kinder müssen ihre Rechte kennen und gestärkt werden, deutlich "Nein!" zu sagen. (Foto: Nagraszus)

Wie kann Prävention im Verein aussehen?
Bevor man eine Person als Betreuer/Trainer einer Jugendmannschaft einsetzt, sollte man dessen Eignung prüfen. Ein Gespräch mit dem ehemaligen Verein, das ­(regelmäßige) Vorlegen eines erweiterten Führungszeugnisses und/oder das Unterzeichnen eines Ehrenkodex können dazu Anhaltspunkte geben. Wichtig ist es, dies in ­Absprache mit dem betroffenen Trainer zu tun, schließlich will man keine Hürden aufbauen, sondern nur sichergehen, dass die Kinder auch in guten Händen sind. Dies ist im Interesse aller im Jugendsport tätigen Personen.

Klare Regeln, was Trainer dürfen und was nicht, helfen, das eigene Verhalten selbst einzuschätzen. Grundsätzlich sollte einer Trainerin/einem Trainer eine Person zur Seite stehen, die Sicherheit für beide Seiten bedeutet. Die Einhaltung der vereinbarten Regeln kann Trainer und Betreuer auch vor falschen Verdächtigungen schützen.

Vereinsinterne Qualifizierungen zum Thema sind ein weiterer Schritt zur ­Prävention - hier bietet der Landessportbund Nordrhein-Westfalen hervorragende Angebote über VIBSS. Die Berufung eines/einer qualifizierten Ansprechpartners/Ansprechpartnerin ist jedem Verein zu empfehlen.

Mädchen und Jungen stärken!
Genau so wichtig wie die Schulung der ­Erwachsenen ist es, die Kinder zu ­ermutigen, „Nein!“ zu sagen, ihre Rechte zu kennen, sich derer bewusst zu sein und sich Erwachsenen anzuvertrauen.

Die Aufbereitung des Themas durch ­Experten vermittelt dieses Selbstvertrauen und ermöglicht einen angstfreien Umgang der Kinder mit dem Thema.

Was tun, wenn es einen Verdacht gibt?


Fünf Schritte zum vorbeugenden Umgang mit dem Thema:

  1. Vereinsinterne Strategie zum Umgang mit dem Thema verabschieden (ggf. Rat durch externe Experten einholen)
  2. Eignungsprüfung der Vereinsmitarbeiter/-innen (ggf. ­erweitertes Führungszeugnis/Ehrenkodex)
  3. Benennung und Qualifizierung eines Ansprechpartners/einer Ansprechpartnerin im Verein
  4. Schaffung von Angeboten zur Prävention für Kinder und Jugendliche
  5. Interne und externe Darstellung: „Wir beugen sexualisierter Gewalt vor!“

Handeln und Expertenhilfe holen
Verdachtsäußerungen sollte man ernst nehmen und gewissenhaft prüfen. ­Vereinen wird empfohlen, im Vorhinein einen Interventionsplan für das Vorgehen im ­Verdachtsfall zu erstellen. Wichtig ist es, nicht selbst zu ermitteln! Dies könnte ­spätere Nachforschungen der Polizei behindern. Stattdessen sollte man zügig Rat bei entsprechenden Anlaufstellen suchen.

In den Fußball- und Leichtathletikverbänden innerhalb des WDFV wurden dazu ­Anlaufstellen eingerichtet. Dort bekommen Sie eine erste ­Hilfe. Der Ansprechpartner kann Dinge neutral ordnen, zu weiteren Stellen vermitteln und Ihnen ­Empfehlungen zum weiteren Vorgehen aussprechen.

Verständnisvoll reagieren - Neutralität wahren
Einem Kind das Gefühl zu geben, dass es lügt oder übertreibt, wäre ebenso falsch wie den Beschuldigten vorzuverurteilen. Hier muss im Sinne des ­betroffenen ­Kindes und nicht über dessen Kopf hinweg gehandelt werden. Alles sollte in enger ­Absprache entschieden und entsprechende Schritte eingeleitet werden. Wichtig ist, Ruhe zu bewahren und mit einer professionellen Anlaufstelle ­Kontakt aufzunehmen.

Informationen zum Thema


© DFB

DFB, Sportjugend und Landessportbund NRW bieten umfangreiche Informationsmaterialien, Schulungsangebote, Informationen zu rechtlichen Grundlagen bis hin zu Vorlagen für den Ehrenkodex - informieren Sie sich ausführlich!

 

Ansprechpartner in der FVN-Geschäftsstelle


Wiedon

Stefan Wiedon
Pädagogische Fachkraft für Jugendbildung, Ehrenamt

0203-7780-208
wiedon@fvn.de

Stefan Wiedon