Gewaltprävention

"Pakt gegen Gewalt schließen": Premiere für FVN-Lehrstab Konfliktmanagement

Rund 80 Vertreter von 44 Vereinen aus dem Kreis Duisburg/Mülheim/Dinslaken nahmen an Gewaltpräventions-Veranstaltung in Sportschule Wedau teil.
21. Februar 2020 Verbandsmeldungen | Duisburg / Mülheim / DinslakenText: Henrik Lerch (Text & Fotos)
Bildquelle: Henrik Lerch
Frank Mölsen (vorne stehend), Konfliktbeauftragter des Fußballkreises Duisburg/Mülheim/Dinslaken, und der Kreisvorsitzende Peter Thomas (links daneben sitzend) begrüßten die Vertreter der Vereine.

Die Mitglieder des neuen Lehrstabs Konfliktmanagement des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) hatten sich in den vergangenen Wochen und Monaten mehrere Male in den Sitzungszimmern der Sportschule Wedau getroffen, sie hatten diskutiert, sie hatten nachgedacht, sie hatten sich einiges erarbeitet - und nun waren sie zum ersten Mal im Einsatz: Das Team um den Lehrstabsvorsitzenden Jürgen Zupanc war auf Einladung von Peter Thomas, Vorsitzender des Fußballkreises Duisburg/Mülheim/Dinslaken, beim "Gewaltpräventionstag" Anfang Februar beteiligt.

Rund 80 Vertreter aus 44 Vereinen des Kreises waren zur Veranstaltung in den großen Konferenzsaal der Sportschule Wedau gekommen. Der Plan der Gastgeber Peter Thomas und Frank Mölsen, Konfliktbeauftragter im Kreis Duisburg/Mülheim/Dinslaken, war der, "dass wir alle gemeinsam einen Pakt gegen Gewalt schließen", so Thomas. Mündlich ist es dazu nach rund zweieinhalb Stunden auch gekommen, schriftlich aber (noch) nicht.

Durch statistische Auswertungen sowie den Einsatz der Kreiskonfliktbeauftragten und vieler weiterer Ehrenamtler (beispielsweise Staffelleiter oder Mitglieder der Kreisfußballausschüsse) hat der FVN einen sehr aussagekräftigen Überblick, was Wochenende für Wochenende auf den Fußballplätzen am Niederrhein passiert - auch in Hinblick auf physische und verbale Gewalt, beispielsweise gegenüber Schiedsrichtern.

Aber: Viele Amateurvereine im Verbandsgebiet haben sich noch nie ernsthaft mit der Thematik Gewalt auf Fußballplätzen auseinandergesetzt - und sind dann zum Teil hilflos, wenn tatsächlich etwas geschieht. Und da möchte der Lehrstab in Verbindung mit den Kreiskonfliktbeauftragten ansetzen. "Ich erhoffe mir von unserem neuen Lehrstab, dass wir es schaffen, eine große Menge an Leuten dafür zu sensibilisieren, die Regeln auf und neben dem Fußballplatz einzuhalten", sagt Jürgen Zupanc. Der 64-Jährige aus Essen war Kriminalbeamter und zudem fünf Jahre lang in Projekten zum Thema Gewaltprävention an Schulen tätig.

Beim "Gewaltpräventionstag" im Konferenzsaal zeigten Zupanc und Mölsen nach der Begrüßung ein rund fünfminütiges Video: Szenen auf und neben dem Fußballplatz, Gewaltvorfälle wie beeindruckende Fairplay-Gesten, untermalt mit lauter Musik. "Das war schon mal ein starker Einstieg. Alle im Saal waren gepackt davon und wussten sofort, worüber wir reden wollen und was Thema ist", sagt der Kreisvorsitzende Peter Thomas. Sein Mitstreiter Frank Mölsen "warf" die Worte "Respekt - Toleranz - Fairplay" an die Wand und richtete deutliche Wort an die Vereinsvertreter.

Jürgen Zupanc (stehend), der Vorsitzender des FVN-Lehrstabs Konfliktmanagement. (Foto: Henrik Lerch)

Anschließend erarbeiteten alle Teilnehmer inklusive Jürgen Kreyer (FVN-Vizepräsident), Peter Waldinger (FVN-Qualifizierungsausschussvorsitzender), Ferdinand Karos und Hans-Joachim Goßen (beide Mitglieder des Lehrstabs) in einer Workshop-Phase zum Thema Konfliktmanagement Antworten zu den folgenden Fragestellungen:

  1. "Wie kann uns (Vereine) der FVN zum Thema Gewaltprävention unterstützen?"
  2. "Welche Beiträge können/müssen wir (Vereine/Vorstände) leisten?"
  3. "Welchen Beitrag können Trainer vor, während und nach dem Spiel leisten?"
  4. "Wie können wir unsere Schiedsrichter besser schützen?"

Tenor war unter anderem, dass es wünschenswert wäre, dass...

  1. ... der Verband eine Art Datenbank für Straftäter einrichtet (Spieler, die bereits auffällig geworden sind).
  2. ... dass Vereine auffällige Spieler und Trainer vom Spielbetrieb freistellen und Zuschauern Platzverweise erteilen.
  3. ... dass Trainer rund um die 90 Minuten - also davor, währenddessen und danach - mehr Respekt gegenüber Schiedsrichtern, Zuschauern und gegnerischen Spielern und Trainern zeigen. Kurz gesagt: Sie sollten ein Vorbild sein.
  4. ... höhere Strafen für Angriffe auf Schiedsrichter ausgesprochen werden.

Im Nachgang wurde über die Ergebnisse mit den Vereinsvertretern diskutiert. So entstand beispielsweise auch der Wunsch, dass Volkan Alan, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses im Kreis Duisburg/Mülheim/Dinslaken, seine Schiris vom Lehrstab schulen lässt.

"Das war eine gelungene Veranstaltung. Viele Vereinsvertreter haben sich bei mir dafür bedankt. Ich wurde danach sogar von zwei Personen angerufen, die unseren Konfliktbeauftragten unterstützen möchten. Darüber freuen wir uns", sagt Peter Thomas.

Aber: "Bis hierhin wurde viel geredet, jetzt müssen auch Taten folgen. Das darf nicht eine einmalige Veranstaltung bleiben. Ich möchte sie in drei, vier Monaten wiederholen und dann schriftlich mit unseren Vereinsvertretern einen Pakt gegen Gewalt schließen", so Thomas. "Die Menschen sollen sich wieder benehmen auf den Plätzen und um die Plätze herum!"


Weitere Bilder von der Veranstaltung in Duisburg:

 


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