Spielbetrieb

Wie bleibt Fußball attraktiv? Podcast mit Peter Frymuth und Thomas Schlierbach

Eine zentrale Frage beim 4. Amateurfußball-Kongress des DFB: Wie sieht der Spielbetrieb der Zukunft im Amateurfußball aus?
22. September 2023 DFB | GlobalText: FUSSBALL.DE
Wie bleibt Fußball attraktiv? Podcast mit Peter Frymuth und Thomas Schlierbach
Bildquelle: Imago Images

Wie sieht der Spielbetrieb der Zukunft im Amateurfußball aus? Wie viel Flexibilität ist nötig, wie viel Veränderung ist möglich und sinnvoll? Welche Stärken des traditionellen Spielangebots müssen zwingend werden? Die Entwicklungen im Freizeitverhalten, im Arbeitsleben, in der Schule und allgemein in der Gesellschaft haben große Herausforderungen und Fragen für Sportvereine aufgeworfen. Fragen, mit denen sich der 4. Amateurfußball-Kongress des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vom 22. bis 24. September am DFB-Campus in Frankfurt am Main in einem von insgesamt drei Schwerpunkten beschäftigen wird.

Die Organisation des Spielbetriebs ist das Kerngeschäft der Verbände, Bezirke und Kreise. Die Fußballangebote der Vereine sind bisher nahezu ausschließlich auf den organisierten und regelmäßigen Spielbetrieb ausgerichtet. Es ist gemeinsame Aufgabe der Verbände, Kreise und Vereine, diese Angebote im regelmäßigen Diskurs miteinander zu prüfen, zu optimieren, bei Bedarf zu modifizieren, modernisieren, auszubauen - beispielsweise um wettbewerbsunabhängige Spielangebote. All das verbunden mit dem Ziel, auch in Zukunft möglichst viele Menschen an den Vereinsfußball zu binden und neu zu gewinnen.

Vor dem Amateurfußball-Kongress interessiert uns eure Meinung: Wo seht ihr die größten Herausforderungen im Spielbetrieb? Wo liegen Chancen? Was sollten die Verbände tun, welche Maßnahmen müssen die Vereine selbst ergreifen? Hier geht es zur Umfrage

Die Zahlen und Fakten unterstreichen, dass Handlungsbedarf herrscht. Von rund 24.100 Fußballvereinen machen aktuell nur 17.100 ihren Mitgliedern ein aktives Spielangebot. Das sind fast 9 Prozent weniger als noch vor fünf Jahren. Rückläufig sind auch die Mannschaftszahlen bei den Männern (minus 8 Prozent im Vergleich zu 2018), Frauen (minus 16 Prozent) und Junioren ab 15 Jahren (minus 11 Prozent). Die Altersklassen unter 15 Jahren verzeichneten im gleichen Zeitraum einen Anstieg um 3 Prozent auf nun 74.300 Teams. In der Saison 2022/2023 haben mehr als 2,23 Millionen Menschen aktiv Fußball im Verein gespielt - 0,6 Prozent mehr als vor fünf Jahren.

Eine aktuelle Umfrage im Amateurfußball-Barometer zum Spielbetrieb bietet weitere interessante Einblicke und Eindrücke. Knapp 5.000 Menschen haben daran teilgenommen, 57 Prozent von ihnen sind als Trainer*in und/oder in verantwortlicher ehrenamtlicher Funktion an der Basis tätig. 27 Prozent der Umfrage-Teilnehmer/innen spielen aktiv Fußball, 20 Prozent sind Schiedsrichter/innen.

Die Mehrheit in der Umfrage befürwortet ein regelmäßiges Spielangebot. 82 Prozent möchten nach eigenen Angaben jede Woche ein Spiel absolvieren. 70 Prozent wünschen sich, dass eine Saison mindestens 20 Spiele umfasst. Lieblingstage dafür sind - ganz klassisch - Samstag (71 Prozent) und Sonntag (73 Prozent).

In anderen Fragen ist das Meinungsbild weniger eindeutig. Bei der Frage nach dem idealen Saisonturnus favorisieren 58 Prozent das geläufige Modell von Sommer bis Sommer mit Winterpause, 42 Prozent würden es unterstützen, wenn eine Saison nach Kalenderjahr gespielt würde. Bei der Suche nach der idealen Zusammensetzung von Spielklassen im Amateurbereich herrscht ein Patt: Für 50 Prozent sind die bestehenden Kreis- und Bezirksstrukturen das maßgebliche Kriterium, die andere Hälfte wertet regionale Aspekte wie Fahrtstrecken höher und hält hier mehr Flexibilität für sinnvoll.

Dass Regeländerungen dem Amateurfußball helfen könnten, bejahen 52 Prozent. 28 Prozent sind sich unsicher. Den höchsten Zuspruch findet der Vorschlag, Zeitspiel konsequenter zu bestrafen (90 Prozent). Auch Zeitstrafen werden mehrheitlich befürwortet. Komplett neue Ansätze wie die Aufhebung der Abseitsregel (84 Prozent Ablehnung) oder das Einkicken/Eindribbeln statt des Einwurfs (68 Prozent Ablehnung) stoßen hingegen auf deutliche Skepsis.

Im Video-Podcast sprechen DFB-Vizepräsident Peter Frymuth und Thomas Schlierbach, Abteilungsleiter Entwicklung Vereine, Ehrenamt und Spielbetrieb beim DFB, über längere Entwicklungen, jüngere Trends, ihre Erfahrungen und mögliche Ansätze für den organisierten Vereinsfußball.

Kontrovers und gleichzeitig konstruktiv diskutieren - das ist der Kern des Amateurfußball-Kongresses. 276 Personen aus allen Bereichen des Amateurfußballs kommen am DFB-Campus zusammen – aus DFB, Landesverbänden, Kreisen und Vereinen. Was kann wer tun, um den regulären Spielbetrieb attraktiv zu halten? Welche Flexibilisierungsmaßnahmen und Anpassungen sollten in den Verbänden und Kreisen pilotiert werden? Welche aktuellen Regeln, Rahmenbedingungen und Formate gehören auf den Prüfstand? Die möglichen Fragestellungen in den umfassenden Workshop-Phasen sind ebenso spannend wie komplex. Das Schwerpunktthema Spielbetrieb macht dabei am Freitag den Anfang.

Ziel sind konkrete, transparent erarbeitete Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung des Amateurfußballs. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei die Kreisebene, da dort mehr als 90 Prozent des organisierten Spielbetriebs in Deutschland stattfindet.