Oberliga

Bocholts 25-jähriger Trainer Jan Winking: "Haben gute Chancen, oben zu bleiben"

Nach acht Spieltagen in der Oberliga Niederrhein führt der 1. FC Bocholt die Tabelle mit sieben Siegen und einem Remis an. Sonntag geht's gegen Meerbusch.
16. Oktober 2020 Herrenfußball | GlobalText: FVN
Bocholts 25-jähriger Trainer Jan Winking:
Bildquelle: 1. FC Bocholt
25 Jahre jung und mit dem 1. FC Bocholt Tabellenführer der Oberliga Niederrhein: Trainer Jan Winking.

Mit beachtlichen sieben Siegen und einem Unentschieden aus den ersten acht Spielen ist der 1. FC Bocholt nahezu perfekt in die Saison 2020/2021 gestartet. Dass die „Schwatten“ an der Spitze der Oberliga Niederrhein stehen, ist für viele Experten allerdings keine Überraschung. Der Traditionsklub mischt seit Jahren oben mit und will in die Regionalliga.

Wir haben uns mit Trainer Jan Winking, der mit seinen erst 25 Jahren zu den jüngsten Vertretern seiner Zunft in den höchsten fünf Spielklassen in Deutschland zählt, darüber unterhalten, was den 1. FC Bocholt aktuell so stark macht. Nächster Gegner ist am Sonntag, 15.30 Uhr, der TSV Meerbusch.

FVN.de: Herr Winking, es läuft bei den Schwatten. Am vergangenen Sonntag durften Sie mit Ihrer Mannschaft ein 8:0 bei TuRU Düsseldorf und damit den höchsten Saisonsieg bejubeln. Ist der 1. FC Bocholt fast schon zu gut für die Oberliga?

Jan Winking: Dass nach erst acht von hoffentlich 44 Spieltagen in dieser langen Saison zu behaupten, wäre sicherlich nicht angebracht. Wir sind mit der Punktausbeute und der Art, wie wir auftreten, bisher sehr zufrieden. Nachdem wir beim 3:2 im ersten Spiel gegen die Sportfreunde Niederwenigern noch unsere Probleme hatten, ist die Entwicklung seitdem richtig positiv. Wir haben ein klares Spielsystem, das bisher richtig gut aufgeht - und das, obwohl wir sehr viel rotieren und schon 21 von unseren 27 Spielern im Kader eingesetzt haben.

Das heißt, es gibt keine Unruhe, wenn mal ein Spieler, der sich als Stammkraft fühlt, nicht von Anfang an aufläuft?

Winking: Nein! Wir haben eine Achse, die aus Torhüter Maurice Schumacher, meinem Bruder Tim als Innenverteidiger und Kapitän sowie Rechtsverteidiger Marc Beckert besteht. Viele andere Spieler haben auch wichtige Rollen, doch bei dem Programm, dass wir in diesem Jahr vor uns haben, ist es wichtig, auch mal personell durchzuwechseln. Unser System ändert sich dabei nicht, das haben alle Spieler verinnerlicht.

Wie kommt Ihr ein Jahr älterer Bruder Tim mit Ihnen als Chef klar?

Winking (lacht): Damit haben wir keine Probleme, wir können das sehr gut trennen. Die Situation ist für uns beide ja auch nicht gänzlich neu, schließlich war ich vor meiner Zeit bei Westfalia Gemen ja auch schon unter Manuel Jara Co-Trainer beim 1. FC Bocholt. Tim ist auf dem Platz der verlängerte Arm des gesamten Trainerteams und aufgrund seiner Leistungen auch über jeden Zweifel erhaben.

Ist Ihr Alter denn noch ein Thema? Obwohl Sie gerade erst 25 geworden sind, haben Sie ja schon ein paar Jahre Trainererfahrung gesammelt.

Winking: Intern beim 1. FC Bocholt ist das kein Thema mehr, denn der Verein hat sich ja bewusst für mich als Chefcoach entschieden, nachdem Manuel Jara im Frühjahr seinen Rückzug zum Sommer angekündigt hatte. Aber von außen wird es ab und zu schon noch kritisch begleitet, wenn ein so junger Trainer kommt. Das war bereits bei meiner vorherigen Station in Gemen so, wo ich mit 22 in der Landesliga angefangen habe. Von daher bin ich dem 1. FC Bocholt, besonders Präsident Ludger Triphaus, sehr dankbar, dass er mir das Vertrauen geschenkt und mir diese Chance ermöglicht hat.

In Ihrem Alter spielt man normalerweise noch mit...

Winking: Normalerweise schon, aber ich hatte mit 15 Jahren einen Knorpelschaden erlitten und musste dann mit 20 die Schuhe an den Nagel hängen. Meine erste Trainerstelle habe ich aber schon mit elf Jahren angenommen, das war in der Jugend bei der SG Borken und danach bei Westfalia Gemen. Meine erste Trainerlizenz habe ich dann mit 16 Jahren erworben. 

Haben Sie schon als Spieler wie ein Trainer gedacht - oder woher komm Ihr besonderes Talent für den Job?

Winking: Das müssen andere beurteilen, aber durch mein Lehramtsstudium, das kurz vor dem Abschluss steht, bringe ich sicher einige pädagogische Fähigkeiten mit. Letztlich kommt es aus meiner Sicht auch nicht so sehr auf das Alter an, sondern dass man weiß, was man tut. Das ist bei mir der Fall.

Zurück zum 1. FC Bocholt: Betreuen Sie nächsten Sommer, dann sind Sie ja immer noch 25, einen Regionalligisten?

Winking: Ich weiß, dass wir hoch gehandelt werden. Die Mannschaft, die in der letzten und schließlich abgebrochenen Saison Fünfter geworden ist, war schon top zusammengestellt. Dann haben wir uns noch auf der einen der anderen Position richtig gut verstärkt, sodass wir über einen sehr starken Kader verfügen. Bisher sind wir den Erwartungen auch gerecht worden. Das fing schon in der Vorbereitung an, als wir, leider bis auf das Halbfinale im Niederrheinpokal gegen unseren Nachbarn 1. FC Kleve, kein Spiele verloren haben. Klar, wir haben hohe Ziele, aber die kommunizieren wir intern.

Ist der Verfolger SSVg Velbert der vielleicht härteste Konkurrent auf dem Weg nach oben?

Winking: Velbert ist stark einzuschätzen und hat ähnliche Ambitionen wie wir. Aber auch die Sportfreunde Baumberg, gegen die wir ja schon gespielt und 3:2 gewonnen haben, der Aufsteiger SC West und der 1. FC Monheim dürften oben mitmischen. Auch der 1. FC Kleve ist mit einem Zweipunkteschnitt gut gestartet und sicherlich zu beachten. Wir jedenfalls wollen so weitermachen wie bisher, dann haben wir gute Chancen, da oben zu bleiben.


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