Frauenfußball

Treffsicheres Torjägerinnen-Trio vom SC Glück-Auf Sterkrade 1937 trumpft in der Kreisliga auf

Dana Fürderer, Aysel Yasmin Gülmez und Ricarda Camillus erzielten in 16 Spielen zusammen 121 von 155 Treffern.
1. Februar 2024 Frauenfußball | GlobalText: MSPW
Treffsicheres Torjägerinnen-Trio vom SC Glück-Auf Sterkrade 1937 trumpft in der Kreisliga auf
Bildquelle: SC Glück-Auf Sterkrade 1937
Erzielen allein 121 Tore: Dana Fürderer (43 Saisontreffer), Aysel Yasmin Gülmez (42) und Ricarda Camillus (36), Ehefrau von Trainer Clemens Camillus (v.l.).

Die erfolgreichste "Torfabrik" im deutschen Frauenfußball ist in dieser Saison in Oberhausen aktiv. Nach nur 16 Spielen in der Kreisliga A Duisburg/Mülheim/Dinslaken haben die Fußballerinnen des SC Glück-Auf Sterkrade 1937 bereits bemerkenswerte 155 Treffer erzielt. An diese Marke kommt bundesweit kein Frauenteam heran.

Damit aber nicht genug: Mit Dana Fürderer (43 Saisontreffer), Aysel Yasmin Gülmez (42) und Ricarda Camillus (36), Ehefrau von Trainer Clemens Camillus, kommen allein drei Sterkrader Spielerinnen zusammen auf 121 Treffer und belegen damit die ersten drei Plätze der Kreisliga-Torjägerinnenliste. Auch in der bundesweiten Wertung zur Torjägerkanone für alle in der 7. Liga taucht das Trio unter den Top Ten auf, belegt die Plätze vier, fünf und acht. Auch diese Zwischenbilanz ist einmalig.

Man sollte meinen, dass der angestrebte Aufstieg in die Bezirksliga bei einer Zwischenbilanz von 45 von 48 möglichen Punkten sowie 155:9 Toren nur noch Formsache sei, aber weit gefehlt. Verfolger Mülheimer SV 07 erzielte zwar satte 66 Tore weniger, ist aber noch ungeschlagen, liegt mit nur zwei Punkten Rückstand in Lauerstellung und hat außerdem noch eine Nachholpartie in der Hinterhand. "Wenn wir weiterhin so erfolgreich spielen, wollen wir die 3:5-Hinspielniederlage in der Rückrunde Ende April gegen die Mülheimerinnen korrigieren", sagt Clemens Camillus im Gespräch mit FUSSBALL.DE. Der 38-Jährige, der mit Co-Trainer Marvin Merten das Trainergespann bildet, hat maßgeblichen Anteil am Erfolg der Oberhausenerinnen.

Die Erfolgsgeschichte der Frauen bei Glück-Auf Sterkrade fußt auf einer zufälligen Begegnung. Clemens Camillus, dessen Eltern 1985 vor dem Bürgerkrieg aus Sri Lanka geflohen waren, wurde ein Jahr später in Deutschland geboren und ist seit seinem 18. Lebensjahr eng mit seinem Heimatverein Glück-Auf Sterkrade verwurzelt. Der ehemalige Rechtsverteidiger spielte dort 20 Jahre für die erste Mannschaft. Im Rahmen einer Abschlussfahrt mit dem Team zum Saisonende lernte Clemens seine jetzige "bessere Hälfte" Ricarda kennen, die mit ihrer damaligen Frauenmannschaft des SV Preußen Sutum 1948 (Gelsenkirchen) ebenfalls vor Ort war.

"Um in Kontakt zu bleiben, habe ich mir dann regelmäßig die Spiele meiner jetzigen Frau angeschaut", so Camillus. Als dann der Trainer des Teams krankheitsbedingt ausfiel, wurde Clemens Camillus gefragt, ob er einspringen und übernehmen will. "Daraus sind dann fünf Jahre geworden", erinnert sich Camillus, der im Berufsleben als Immobilien-Gutachter bei einem Geldinstitut tätig ist. Erfahrungen als Jugendtrainer hatte er zuvor schon bei Glück-Auf Sterkrade gesammelt.

Wegen fehlender sportlicher Perspektiven ging es für Clemens Camillus dann beim SV Preußen Sutum 1948 nicht weiter. "Ich entschloss mich, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen", verrät er. Im Sommer 2022 wurde die Frauenabteilung bei seinem Heimatverein Glück-Auf Sterkrade gegründet. Insgesamt zwölf Sutumer Spielerinnen, darunter auch Ehefrau Ricarda, gingen diesen Weg mit.

Peilen den Aufstieg in die Bezirksliga an: die Fußballerinnen des SC Glück-Auf Sterkrade 1937.

Das neugegründete Team schloss gleich die Premierensaison auf dem dritten Tabellenplatz ab. In dieser Spielzeit strebt der Verein den nächsten Schritt an, will den Aufstieg in die Bezirksliga perfekt machen. "Wir haben offensiv eine brutale Qualität", schwärmt Clemens Camillus. “Dana Fürderer zieht im Mittelfeld die Fäden, meine Ehefrau kommt über außen und füttert unsere Mittelstürmerin Aysel Yasmin Gülmez mit Vorlagen. Alle drei ergänzen sich hervorragend. Unser Torjägerinnen-Trio kann in dieser Liga niemand stoppen. Wenn das Trio den Motor anschmeißt, ist es für jede Abwehr schwer, sie aufzuhalten. Selbst nach einer 10:0-Führung schaltet das Team keinen Gang runter.”

Damit bei und vor allem nach den Spielen der "Familiensegen" im Hause Camillus nicht schief hängt, hat sich Clemens, der bei Glück-Auf Sterkrade auch als 2. Geschäftsführer in den Vorstand aufgerückt ist, etwas einfallen lassen. Seine Ehefrau erhält während einer Partie ausschließlich von Co-Trainer Marvin Merten die Anweisungen.

"Ab und zu stecke ich Marvin, was er sagen soll. Es könnte schließlich zu Diskussionen führen, wenn ich etwas hineinrufen und meine Frau kritisieren würde", gesteht Clemens Camillus. “Fußball hat in unserem Privatleben einen hohen Stellenwert. Wir sind beide leidenschaftliche Fans des FC Schalke 04. So oft es geht, schauen wir uns die Spiele in der Schalker Arena an.”

Das Paar kann sich aber nicht nur für die "Knappen", sondern auch für internationalen Fußball begeistern. So werden Ricarda und Clemens Camillus gemeinsam mit einigen Freunden, darunter auch aus dem Team, vom 2. bis 5. Februar nach London fliegen. "Wir haben an diesem Wochenende spielfrei", sagt Clemens. "Erst gehen wir ins Stadion, schauen uns das Frauenspiel zwischen West Ham United und dem FC Arsenal an. Danach folgt eine Kneipentour, bei der wir uns noch das Männerduell in der Premier League zwischen dem FC Arsenal und dem FC Liverpool ansehen werden."

Den London-Trip hat Ricarda Camillus geplant, die Erfahrung mit internationalen Fußballreisen hat. Erst im zurückliegenden Jahr war sie zusammen mit einer Freundin sogar zur WM nach Australien geflogen, um die deutsche Frauen-Nationalmannschaft vor Ort als Zuschauerin zu unterstützen.

Vor dem Rückrundenstart am 25. Februar gegen die benachbarte SG Osterfeld steht für die Fußballerinnen des SC Glück-Auf Sterkrade dann noch ein gemütliches Zusammentreffen im Klubheim auf dem Programm, um den Teamgeist weiter zu stärken. An das Hinspiel hat vor allem Ricarda Camillus gute Erinnerungen. Zum 24:1-Kantersieg steuerte sie zehn Treffer bei und stellte damit eine persönliche Bestmarke auf.

 


Dieser Text erschien am 25. Januar 2024 zuerst auf FUSSBALL.DE. Autor: MSPW