Ein Fall für zwei: Markus Bausch (47) von der DJK Rheinkraft Neuss und Achim Hahn (60) von Alemannia Pfalzdorf sind die neuen Staffelleiter für den inklusiven U 16- und Ü 16-Spielbetrieb im Fußballverband Niederrhein (FVN). Beide engagieren sich schon seit Jahren für den Inklusionsfußball, jetzt wollen sie den Bereich in offizieller Verbands-Funktion noch weiter voranbringen. Bei einer Tagung in der Sportschule Wedau wurden Markus Bausch und Achim Hahn vorgestellt. FVN.de traf sie zum Gespräch.
FVN.de: Seit wann engagieren Sie sich für den Inklusionsfußball, Herr Bausch und Herr Hahn?
Markus Bausch: Seit März 2013 bin ich am Ball. Grund ist mein Sohn Collin, der das Down-Syndrom hat.
Achim Hahn: Das Thema Inklusion begleitet mich seit der Geburt meines Sohnes Phillip 1998 privat wie beruflich. Speziell für den Inklusionsfußball engagiere ich mich seit Sommer 2007.
Welche besonderen Herausforderungen müssen Sie meistern?
Markus Bausch: Eine ganz wichtige Rolle spielen stets die Trainer. Sie müssen damit klar kommen, dass es eben nicht um Leistung geht. Ich habe Glück, ein starkes Team gefunden zu haben. Darunter ist auch mein anderer Sohn Finn. Gemeinsam mit Michael und Tandem-Coach Sebastian haben wir damit eine super Betreuung für unser Team gefunden, in dem auch die Mischung stimmt.
Achim Hahn: Es gilt, einen großen Blumenstrauß zu binden, der aus den unterschiedlichsten Menschen mit jeweils individuellen Fähig- und Fertigkeiten besteht. Zudem muss man - leider - immer noch häufig gegen das Unverständnis und die Ignoranz einiger Trainer/innen und Funktionäre andiskutieren.
Was bereitet Ihnen die größte Freude?
Markus Bausch: Jede Spielerin und jeder Spieler geben einem als Betreuer so unwahrscheinlich viel zurück, dass der Inklusionsfußball für mich längst zu einer Herzensangelegenheit geworden ist. Das gilt für die Trainingseinheiten, aber vor allem für die Turniere. Wenn man sieht, mit wieviel Spaß unsere Spielerinnen und Spieler dabei sind, das ist schon beeindruckend.
Achim Hahn: Die spontane Freude und Herzlichkeit sowie die Authentizität der Mitspielenden. Viele vergessen ihre ‘normalen’ Termine im Alltag, aber zum Training und zu den Turnieren sind alle immer da.
Wie wichtig sind denn regelmäßige Turniere?
Markus Bausch: Bei jedem Training bekomme ich mindestens einmal die Frage gestellt, wann wieder ein Turnier ansteht. Die Vorfreude ist jedes Mal riesig und wochenlang im Voraus Thema auf dem Platz und zu Hause.
Achim Hahn: Neben den regelmäßigen Trainingstreffen sind Turniere das absolute Highlight - wahrscheinlich bleiben sie das so lange, bis Inklusion tatsächlich gelebt wird und auch Inklusions-Mannschaften am Regel-Spielbetrieb teilnehmen.
In welchen Bereichen wollen Sie als frisch gebackener Staffelleiter besonders anpacken?
Markus Bausch: Ich hoffe, dass noch mehr Vereine den Mut haben und sich dem Inklusionsfußball anschließen. Vielleicht gelingt es uns, verbandsübergreifend Turniere zu organisieren. Ein Wunsch von mir wäre auch, Schiedsrichter mit Einschränkungen in unserer Liga zu installieren.
Achim Hahn: Ich sehe es ähnlich wie Markus. Wir wollen noch mehr Vereine dazu animieren, Inklusionsteams zu bilden und in den Inklusionsligen mitspielen zu lassen. Ich würde mich darüber hinaus ganz besonders freuen, wenn ich Inklusions-Kicker in Regel-Mannschaften sehen würde.