Durch statistische Auswertungen, den Einsatz der Kreiskonfliktbeauftragten und den Einsatz vieler weitere Ehrenamtler (z.B. Staffelleiter, Mitglieder der Kreisfußballausschüsse) hat der Fußballverband Niederrhein (FVN) einen sehr aussagekräftigen Überblick, was Wochenende für Wochenende auf den Fußballplätzen am Niederrhein passiert. Auch in Hinblick auf physische und verbale Gewalt, beispielsweise gegenüber Schiedsrichtern. Viele Amateurvereine im FVN-Gebiet haben sich aber noch nie ernsthaft mit der Thematik Gewalt auf Fußballplätzen auseinandergesetzt und sind dann zum Teil hilflos, wenn tatsächlich etwas geschieht.
Auch aus diesem Grund hat der FVN zum Jahreswechsel 2019/2020 den neuen Lehrstab Konfliktmanagement (hier die Kontaktdaten) unter der Leitung des pensionierten Polizisten Jürgen Zupanc ins Leben gerufen. Dieser Lehrstab ist mit Experten aus verschiedenen Fachbereichen (u.a. Sozialarbeiter, Pädagoge, Suchtberater, Kriminalbeamter) besetzt und wird Qualifizierungsmaßnahmen (Schulungen etc.) für Vereine, Mannschaften sowie einzelne Spieler/Trainer und Schiedsrichter anbieten und durchführen. Arbeitsbeginn des neuen Lehrstabs war Januar 2020.
"Ich erhoffe mir von diesem neuen Lehrstab, dass wir es schaffen, eine große Menge an Leuten dafür zu sensibilisieren, die Regeln auf und neben dem Fußballplatz einzuhalten", sagt Jürgen Zupanc. Der 64-Jährige aus Essen war Kriminalbeamter und zudem fünf Jahre lang in Projekten zum Thema Gewaltprävention an Schulen tätig.
Die jüngst erarbeiteten Inhalte des neuen Lehrstabs werden künftig in das Programm einiger FVN-Lehrgänge (z.B. Trainer-B-Lizenz, Trainer-C-Lizenz, Teamleiter, Führungsspieler für Jugendliche) aufgenommen. Auch können sich Kreise oder Vereine beim Lehrstab melden, wenn sie Hilfe benötigen, beispielsweise beim Umgang mit besonders aggressiven Spielern, Trainer oder Betreuer. Beim "Gewaltpräventionstag" des Kreises Duisburg/Mülheim/Dinslaken am 6. Februar in der Sportschule Wedau wird der neue Lehrstab involviert sein. Und: Die Sportgerichte des Verbandes und der 13 Fußballkreise werden mit dem Lehrstab kooperieren und den einen oder anderen verurteilten Fußballer zu einer Schulungsmaßnahme schicken. "Es könnte durchaus sein, dass wir viel zu tun bekommen. Der Bedarf ist da", sagt Zupanc.
Auch der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) forciert die Anstrengungen, aktiv gegen Gewalt auf den Sportplätzen vorzugehen. Mit der Einrichtung einer zentralen hauptamtlichen Anlaufstelle für Gewaltvorfälle, die zum Jahresbeginn 2020 gemeinsam mit den drei Landesverbänden Niederrhein, Mittelrhein (FVM) und Westfalen (FLVW) in Duisburg geschaffen wurde, sollen die bisherigen Maßnahmen gestärkt und der laufende intensive Austausch fortgesetzt werden.
"Die Vorkommnisse auf den Plätzen des Amateurfußballs machen deutlich, dass wir im Sinne der Landesverbände neben den vielfältigen bereits erfolgten Bemühungen weitere Strategien im Einsatz gegen Gewalt entwickeln müssen", sagt FVN- und WDFV-Präsident Peter Frymuth.