Unverhofft kommt oft: Dass der Mülheimer FC 97 aktuell seine Premieren-Saison in der Oberliga Niederrhein bestreitet, daran hatten vor wenigen Wochen wohl nur von einige wenige Optimisten geglaubt. Rückblick: Erst am vorletzten Spieltag der Landesliga-Gruppe 2 löste der Mülheimer FC 97 den Aufstiegsfavoriten SV Scherpenberg mit einem 1:0-Heimsieg an der Tabellenspitze ab. Eine Woche später feiert der Klub von der Ruhr den erstmaligen Sprung in die Oberliga, dafür reichte den Mülheimern ein 0:0 bei Blau-Weiß Dingden. Während für den Konkurrenten aus Moers trotz eines 4:2 über Arminia Klosterhardt lediglich der undankbare zweite Platz blieb, feierte der MFC 97 einen lange nicht für möglich gehaltenen Triumph.
„Der Aufstieg in die Oberliga war wirklich nicht geplant“, gibt Trainer Ahmet Inal im Interview mit FVN.de zu. Der 41-Jährige hatte die Rot-Weißen in der Winterpause übernommen, nachdem er zuvor drei Jahre lang beim Gelsenkirchener Westfalenligisten YEG Hassel als Trainer und Sportlicher Leiter in Personalunion tätig war.
FVN.de: Herr Inal, nach den ersten drei Spieltagen in der Oberliga Niederrhein stehen eine Niederlage und zwei Unentschieden auf dem Konto. Wie bewerten Sie den Start?
Ahmet Inal: Auch wenn es sich vielleicht komisch anhört, weil wir noch kein Spiel gewonnen haben, bin ich trotzdem nicht unzufrieden. Wir sind schließlich ein Aufsteiger und hatten mit Kleve, Straelen und Hilden gleich drei richtig starke Gegner. Das war schon ein ziemliches Brett und daher sind die zwei Zähler okay. Im ersten Spiel gegen Kleve haben beim 2:3 wir ganz schlecht angefangen, uns dann aber nach einer Stunde gesteigert und fast noch einen 0:3-Rückstand aufgeholt. Bei den 1:1-Unentschieden in Straelen und gegen Hilden haben wir gut mitgehalten und hätten gegen Hilden sogar gewinnen können.
Das Ziel des MFC97 ist also nicht mehr als der Klassenerhalt?
Ahmet Inal: Genau, wir wollen die Liga kennenlernen, Spaß haben gegen etablierte Oberliga-Mannschaften und uns am Ende in der Klasse behaupten. Am Niederrhein ist es ja so, dass es im Vergleich zu Westfalen, wo ich vorher gearbeitet habe, eine Spielklasse weniger gibt. Der Sprung von der Landes- in die Oberliga ist einfach größer als von der Westfalenliga. Zudem sind wir ein Verein, der mit Geld nicht einfach so um sich werfen kann, sondern wir wollen uns als Verein insgesamt entwickeln und gesund wachsen.
Das bedeutet?
Ahmet Inal: Dass wir jetzt in der Oberliga spielen, ist eine Riesensache für den Klub, war aber überhaupt nicht geplant. Als ich in der Winterpause von YEG Hassel zum MFC 97 kam, waren wir oben mit dabei, aber Scherpenberg war der ganz klare Aufstiegsfavorit. Wir waren eigentlich noch nicht so weit, aber dann ist es passiert - und wir sind natürlich alle sehr froh darüber. Jetzt wollen wir die Strukturen im Verein anpassen, sprich den Unterbau stärken. Das braucht aber seine Zeit.
Wie ist es denn um die Nachwuchsarbeit beim Mülheimer FC 97 bestellt?
Ahmet Inal: Die U 23 spielt in der Kreisliga A und hat einen großen Umbruch hinter sich. Wir wollen möglichst viele Jungs im Verein halten, sodass sie von der U 19 in die U 23 übergehen und von dort an die erste Mannschaft herangeführt werden. Dafür müssten zumindest die Reserve und die A-Jugend aber höherklassiger spielen. Das gehen wir jetzt mit Nachdruck an. Mit unserer Sportanlage im Ruhrstadion haben wir ein Pfund, das für Spieler aus Mülheim und der Umgebung sicher anziehend ist. Außerdem wollen wir die Ausbildung unserer Nachwuchstrainer erheblich verbessern, auch da haben wir noch Nachholbedarf.
Wie steht es um Ihre persönlichen Ambitionen? Schon vor Ihrem Weggang aus Hassel hatte es Angebote gegeben, oder?
Ahmet Inal: Ich hatte immer offen kommuniziert, dass ich die Chance ergreifen möchte, falls ein höherklassiger Klub auf mich zukommt. Das war schon ein halbes Jahr vor meinem Wechsel so, als ich zwei Anfragen von westfälischen Oberligisten hatte, diese aber abgelehnt habe. Dann kam der Anruf aus Mülheim - und ich habe dort gerne zugesagt, weil mich das Projekt MFC97 gereizt hat. Mit meinem Co-Trainer Benny Wingerter, der früher unter anderem für Schalke am Ball war, und dem Sportlichen Leiter Oguzcan Bahar können wir hier etwas aufbauen.
Mit dem früheren Regionalliga-Kickern Jeff Gyasi und Neuzugang Nuyrettin Kayaoglu haben Sie zwei Spieler im Kader, die schon höherklassig am Ball waren. Insgesamt haben Sie eine recht junge Mannschaft zusammen, wenn man Ihren Kader unter die Lupe nimmt. Reicht das denn für den Klassenerhalt?
Ahmet Inal: Das ist das Ziel! Wir wollten im Sommer keinen großen Umbruch vollziehen, sondern größtenteils mit den Spielern weitermachen, die den Aufstieg geschafft haben. Bei den Zugängen haben wir eine gute Mischung aus Spielern, die schon etwas Erfahrung mitbringen, sowie einige Jungs wie Cem Sabanci, die aus dem Nachwuchs von Profivereinen kommen. Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind, alles andere wird der Rest der Saison zeigen.