Herrenfußball

Torjäger mit fast 50: Ex-Profi Aleh Putsila vom B-Kreisligisten TuS Kranenburg im Interview

Der gebürtige Belarusse spielte früher im Europapokal für Dinamo Minsk, nun steht er als Spielertrainer in der Kreisliga B auf dem Platz.
14. November 2023 Herrenfußball | GlobalText: Heiko Buschmann/FVN
Torjäger mit fast 50: Ex-Profi Aleh Putsila vom B-Kreisligisten TuS Kranenburg im Interview
Bildquelle: TuS Kranenburg

Mit 49 Jahren steht Ex-Fußballprofi Aleh Putsila noch immer Wochenende für Wochenende auf dem Platz: Seit 2021 läuft der gebürtige Belarusse, der seine Profi-Karriere einst bei Dinamo Minsk begonnen hatte, für die erste Mannschaft des TuS Kranenburg in der Kreisliga B Kleve/Geldern auf. Im Interview mit FVN.de erzählt Aleh Putsila, wie es dazu kam, dass er nach zehn Jahren Pause als Aktiver doch wieder die Fußballschuhe schnürt und was er als langjähriger Profi besonders den jungen Mitspielern mit auf den Weg geben möchte.

Von all seinen Stationen dürfte die Zeit bei Dinamo Minsk für Aleh Putsila am prägendsten gewesen sein: Am 29. September 1993 hatte der damalige belarussische Meister im Rückspiel der ersten Runde im Europapokal der Landesmeister Werder Bremen zu Gast. Die Partie gegen das von „König“ Otto Rehhagel trainierte Team um die Stars Rune Bratseth, Wynton Rufer und Mario Basler endete 1:1. Nach einem 2:5 im Hinspiel an der Weser bedeutete das Ergebnis das Pokal-Aus für Minsk. Aleh Putsila - der damals noch unter seinem russischen Namen Oleg Putilo auflief - behält dieses Spiel aber sicherlich auch heute noch in guter Erinnerung. Für den damals 19-Jährigen bedeutete seine Einwechslung in der 86. Spielminute den ersten internationalen Einsatz.

Nach Profistationen bei NEC Nijmegen (Niederlande), Royal Cappellen FC (Belgien), Fortuna Düsseldorf und dem VfL Osnabrück ließ sich Aleh Putsila vor rund 20 Jahren im Kreis Kleve nieder. Heute ist er als Spielertrainer für den TuS Kranenburg in der Kreisliga B Kleve/Geldern am Ball und ist mit 10 Treffern in 14 Spielen aktuell der torgefährlichste Spieler seiner Mannschaft.

FVN.de: Aleh Putsila, in der aktuellen Torjägerliste der Kreisliga B 1 Kleve/Geldern stehen einige Spieler vor Ihnen. Was ist da los?

Aleh Putsila: Die sind jünger (lacht)! Nein, im Ernst, ich freue mich, wenn ich sonntags auf dem Platz stehen kann und meine Knochen halten. Da ich immer für den Fußball gelebt habe, bin ich noch recht fit. Außerdem macht es viel Spaß, mit den Jungs zu kicken, deswegen habe ich ja vor zwei Jahren auch wieder angefangen.

Aleh Putsila als Kranenburgs Nummer 9 in Aktion.

Wer hat Sie überredet?

Aleh Putsila: Das waren einige, vor allem unser Betreuer Detlef Janssen. Ich habe ja schon vorher für die Alten Herren des TuS Kranenburg gespielt, und er hat mich immer wieder gefragt, ob ich nicht lieber für die erste Mannschaft auflaufen möchte. Weil ich aber vorher zehn Jahre kein Pflichtspiel absolviert habe, wollte ich erst einmal testen, ob es noch klappt. Also habe ich ein paar Wochen mittrainiert, ehe ich dann mein erstes Spiel gemacht habe.

Haben Sie vermisst, dass es um Punkte geht, ums Gewinnen oder Verlieren?

Aleh Putsila: Das stand nicht im Vordergrund, sondern ob und wie ich dem TuS Kranenburg helfen kann. Als Trainer war es vorher für mich schlimmer, wenn wir ein Spiel verloren haben, aber man muss lernen, damit umzugehen. Ich muss sagen, dass es die richtige Entscheidung war, wieder zu spielen, auch wenn wir von der Kreisliga A in die B abgestiegen sind.

Wussten die Teamkollegen von Ihrer Profi-Vergangenheit, während der Sie etwa mit Dynamo Minsk im Europapokal mitgemischt haben?

Aleh Putsila: Ja, davon ist ja noch einiges im Internet zu finden. Die Jungs haben mir YouTube-Videos gezeigt, die ich noch gar nicht kannte - zum Beispiel aus meiner Zeit in Osnabrück, als wir im Pokal gegen die Bayern gespielt haben. Da waren schöne Szenen von Zweikämpfen mit Sammy Kuffour dabei (lacht).

Und Ihre Gegenspieler heute? Kommen da so Sprüche wie: „Was will der Alte denn hier?“

Aleh Putsila: Nein, die meisten haben Respekt und freuen sich darüber, dass ein ehemaliger Profi in der Kreisliga spielt. Ich mache ja auch kein Thema daraus, dass ich früher mal deutlich höher gespielt habe.

Sie müssen also auch keine Autogramme geben?

Aleh Putsila: Nein, das habe ich früher zur Genüge getan. Bei Fortuna Düsseldorf war es damals so, dass man meistens eine Stunde vor Trainingsbeginn da sein musste, um Autogrammkarten oder Bälle zu unterschreiben - und nach der Einheit noch einmal eine Stunde. Wenn heute ein Gegenspieler an meinem Trikot zupft, dann sage ich ihm: ‘Komm nach dem Spiel in die Kabine, dann schenke ich dir das.’ (lacht)

Nächstes Jahr werden Sie 50. Wie lange wollen Sie noch Fußball spielen?

Aleh Putsila: Da setze ich mir kein Limit. Solange mich meine Beine noch tragen und ich noch Spaß daran habe, werde ich weiterkicken. Es kann morgen vorbei sein oder noch ein paar Jahre so weitergehen - das weiß man im Fußball nie so genau.


Aleh Putsilas Stationen als Spieler:
Dinamo Minsk (1993 bis 1995)
NEC Nijmegen (1995 bis 1998)
Royal Cappellen FC (1998 bis 1999)
Fortuna Düsseldorf (1999 bis 2001)
VfL Osnabrück (2001 bis 2002)
1. FC Kleve (2002 bis 2005)
SV Siegfried Materborn (2005 bis 2007)
De Treffers Groesbeek (2007 bis 2011)
TuS Kranenburg (seit 2021)