Neu-Nationalspieler

Robin Gosens' erster Trainer: "In der Heimat am Niederrhein drücken ihm alle die Daumen"

Vor 20 Jahren wurde Robin Gosens in der F-Jugend des Emmericher Vereins Fortuna Elten von Walter Pouwels trainiert - ein Interview mit dem 59-Jährigen.
4. September 2020 Herrenfußball | Rees / BocholtText: Heiko Buschmann
Robin Gosens' erster Trainer:
Bildquelle: Getty Images, privat / Collage: FVN
Einst spielte Robin Gosens in der F-Jugend von Fortuna Elten (rechtes Bild, vorne in der Mitte), nun hat er in der deutschen Nationalmannschaft debütiert (links).

Sonntag, 6. September 2020, 15 Uhr, Herkener Straße in Isselburg: Hier beginnt für Fortuna Elten mit dem Auswärtsspiel beim 1. FC Heelden die Saison 2020/2021 in der Kreisliga B, Gruppe 1, Rees-Bocholt. Knapp sechs Stunden später wird im St.-Jakob-Park in Basel das Spiel der Nations League zwischen der Schweiz und Deutschland angepfiffen. Zum Team von Bundestrainer Joachim Löw gehört ein Spieler, der einst bei dem kleinen Klub aus Emmerich am Rhein das Fußballspielen gelernt hat.

Schon am gestrigen Donnerstagabend, 3. September, hat Robin Gosens sein Debüt im DFB-Dress geben, in Stuttgart gegen Spanien (1:1), gab sogar die Vorlage zum Tor von Timo Werner. Die Karriere des 26-jährigen Gosens, der mit Atalanta Bergamo sensationell bis ins Viertelfinale der gerade erst beendeten Champions League vorgestoßen war, ist sicherlich die ungewöhnlichste im Kreis der aktuellen Nationalspieler. Bis zu seinem 18. Lebensjahr spielte er nur in Amateurvereinen - bis zur D-Jugend eben bei Fortuna Elten und danach beim 1. FC Bocholt sowie beim VfL Rhede im Gebiet des Fußballverbandes Niederrhein (FVN), ehe er von Vitesse Arnheim entdeckt wurde und in den nahen Niederlanden zum Profi wurde.

Die Entwicklung des offensiven Linksverteidigers genau im Blick hat Walter Pouwels. Der 59 Jahre alte Speditionskaufmann kickt heute noch bei den Alten Herren von Fortuna Elten - und war Robin Gosens' erster Trainer in der F-Jugend des Vereins.

 

Herr Pouwels, wie war Robin Gosens als kleiner Junge?

Walter Pouwels: An sich war er ein normales Kind, wie alle anderen auch. Auf dem Platz aber ist er sofort aufgefallen, er war einfach viel besser als die anderen. Und wie kleine Kinder nun einmal so sind, wollen sie den Ball nicht gerne abspielen, wenn sie gut damit umgehen können. (lacht) Das war bei Robin auch so, man musste schon zusehen, dass man ihn ein bisschen bremst, aber natürlich hat es der Mannschaft gutgetan, einen so talentierten Spieler in den eigenen Reihen zu haben.

Wie kam es dazu, dass Sie Trainer der Eltener Kids wurden?

Pouwels: Ich habe ja selbst immer bei der Fortuna gespielt und als mein Sohn Tim dann anfing zu kicken und auch in den Verein wollte, habe ich die F-Jugend übernommen - zusammen mit Holger Gosens, Robins Vater. Tim und Robin haben dann seit dem sechsten Lebensjahr zusammen in einer Mannschaft gespielt, bis Robin in der D-Jugend zum 1. FC Bocholt gewechselt ist.

Haben Sie seinen Werdegang weiter beobachtet? Lange sah es ja nicht so aus, als ob Robin Gosens so durchstarten würde...

Pouwels: Als er vom VfL Rhede nach Holland zu Vitesse Arnheim gewechselt ist, habe ich immer geguckt, ob mal ein Spiel von denen im Fernsehen oder im Internet übertragen wurde. Als er über Dordrecht und Almelo dann nach Italien zu Atalanta Bergamo gegangen ist, wurde es einfacher, denn aus der Serie A werden ja mehr Spiele gezeigt. Robin war immer ehrgeizig und willensstark, aber dass er solch eine Karriere hinlegen würde, war wirklich nicht abzusehen.

Und, sind Sie stolz darauf, seinen Weg in ganz jungen Jahren mit geebnet zu haben?

Pouwels: Auf jeden Fall! Ich bin sehr stolz darauf, was aus Robin geworden ist. Mein Anteil dabei aber ist zu vernachlässigen, denn alles, was er erreicht hat, ist sein eigener Verdienst. Er hat hart dafür gearbeitet, Profi zu werden und hat es jetzt über einige Umwege sogar bis in die Nationalmannschaft geschafft. Ich bin sehr gespannt, wie er sich dort macht.

Was denken Sie, wird er sich im Kreise der Nationalelf durchsetzen und nächstes Jahr auch bei der Europameisterschaft dabei sein?

Pouwels: Das hoffe ich doch. Robin hat gerade die beste Saison seiner Karriere hinter sich und spielt als linker Verteidiger auf einer Position, auf der er sich gegen die Konkurrenz durchsetzen kann. Früher war er ja Mittelfeldspieler, aber dass er zum Außenverteidiger umgeschult wurde, hat ihm einen richtigen Schub gegeben. Ich wünsche ihm auf jeden Fall, dass es so weiter geht, in der Heimat am Niederrhein drücken ihm sicherlich alle die Daumen.

Haben Sie noch Kontakt zu ihm oder seiner Familie?

Pouwels: Zu ihm leider nicht, obwohl er schon noch ab und zu in Emmerich ist. Sein Vater Holger war in den letzten Jahren gelegentlich mal bei uns auf dem Platz, aber dadurch dass Robin in Bergamo spielt, ist die Familie natürlich häufig in Italien. Wenn wir uns mit den Alten Herren von Fortuna Elten treffen, ist Robin Gosens aber immer ein Thema - besonders jetzt.