Knapp drei Monate nach dem bislang größten Erfolg der Vereinsgeschichte startet der VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler in das "Abenteuer" Oberliga Niederrhein. Bereits drei Spieltage vor dem Saisonende in der Landesliga Gruppe 1 hatte sich das Team von Trainer Daniel Klinger (39) die Meisterschaft und damit auch den erstmaligen Aufstieg in die fünfthöchste deutsche Spielklasse gesichert. "Das ist für unseren kleinen Verein eine ganz große Sache", sagt der gebürtige Mönchengladbacher Klinger, der seit dem Sommer 2023 im Verein ist - zunächst als spielender Co-Trainer von Marcel Winkens, seit April dann als sein Nachfolger als Cheftrainer. Schließlich hatte der Klub noch bis 2023 in der Bezirksliga gekickt.
Bei der Frage nach der Zielsetzung für die erste Oberliga-Saison muss Daniel Klinger nicht lange überlegen. "Für uns als Liganeuling kann es nur um den Klassenverbleib gehen", stellt der VfL-Trainer, der im Berufsleben als Teamleiter im Bereich Lagerlogistik tätig ist, unmissverständlich klar. Allerdings fügt Klinger auch gleich hinzu, wie er dieses Ziel erreichen möchte: “Es ist nicht unser Ding, und hinten reinzustellen. Vielmehr wollen wir unseren Zuschauern attraktiven Fußball bieten.”
Gleich zu Beginn wird die Viktoria sportlich auf Herz und Nieren geprüft. Mit dem Gastspiel beim ETB Schwarz-Weiß Essen (Sonntag, 15 Uhr) und der Heimpremiere gegen den VfB Homberg (Freitag, 22. August, 20 Uhr) bekommt es das Team gleich mit zwei Top-Mannschaften der Liga zu tun, die nicht nur Trainer Klinger auch in der neuen Spielzeit zu den Titel- und Aufstiegskandidaten zählt. “Neben der SpVg Schonnebeck werden der ETB und Homberg ganz sicher wieder oben mitspielen. Nach diesen Partien wissen wir auf jeden Fall sofort, wo wir stehen.”
Bereits am 3. Spieltag wartet dann ein erster Saison-Höhepunkt auf den VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler, wenn am Donnerstag, 28. August, ab 20 Uhr das prestigeträchtige Derby beim nur knapp zehn Kilometer entfernten Mitaufsteiger Holzheimer SG ansteht. Eine vierstellige Kulisse dürfte dann garantiert sein. In der Tabelle hatte das Klinger-Team zwar am Ende der Saison gegenüber dem Vizemeister klar die Nase vorne. Aus den beiden Nachbarschaftsduellen sprang aber nur ein Punkt heraus (2:2 und 1:2).

An den Start geht der Klub aus der Gemeinde Garzweiler, die vor allem durch den Braunkohletagebau weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt wurde, mit einem auf einigen Positionen veränderten Kader. So folgten etwa die beiden Mittelfeldspieler David Oliveira und Reo Kamiyama ihrem Ex-Trainer Marcel Winkens zum künftigen Ligakonkurrenten TSV Meerbusch. Auch mit Defensivspieler Jannik Schulte (zum FC Büderich) wird es während der Oberliga-Spielzeit ein Wiedersehen geben. Dagegen treten sie Routiniers und Brüder Sven (32) und Pascal Moseler (30) sowie Justin Butterweck (24) kürzer und schlossen sich gemeinsam dem Mönchengladbacher Bezirksligisten SpVgg. 05/07 Odenkirchen an.
Im Gegenzug stießen aber auch einige erfahrene Neuzugänge zur Viktoria. Mittelfeldspieler Tobias Lippold (31) und Flügelstürmer Merveil Tekadiomona (28) waren mit dem 1. FC Monheim ebenso schon in der Oberliga Niederrhein am Ball wie Linksverteidiger Justin Francis (21) vom 1. FC Kleve. Auch Torhüter Björn Nowicki (33/zuletzt Spvg. Solingen-Wald 03) hat schon viele Jahre in der 5. Liga verbracht und fast 300 Oberliga-Partien bestritten. Der japanische Angreifer Yuta Inoe (24) wechselte vom Bremer Oberligisten Union 60 Bremen an den Niederrhein, wartet aktuell aber noch auf seine Spielgenehmigung. Da auch zahlreiche Leistungsträger der Vorsaison geblieben sind, sieht Trainer Daniel Klinger seinen Kader schon recht gut aufgestellt, auch wenn voraussichtlich noch auf zwei oder drei Positionen nachgebessert werden könnte.
Der wohl bekannteste Spieler im Aufgebot ist Innenverteidiger und Kapitän Tim Heubach. Der inzwischen 37-jährige Ex-Profi war nach seiner Ausbildung bei Borussia Mönchengladbach einst sogar für den FSV Frankfurt und den 1. FC Kaiserslautern in der 2. Bundesliga am Ball (91 Einsätze). Später kickte der gebürtige Neusser sogar in Israel (Maccabi Netanya) und Malaysia (Selangor FC), ehe er sich im Januar 2022 in seiner Heimat dem VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler anschloss. "Tim ist nach wie vor top-fit und ein Eckpfeiler unserer Mannschaft", lobt Trainer Klinger, der früher selbst auch im Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach, Alemannia Aachen und des VfL Bochum gekickt hatte. Mit Bochum wurde er 2005 sogar deutscher A-Junioren-Vizemeister und absolvierte später in Westfalen, am Niederrhein und Mittelrhein insgesamt mehr als 200 Oberliga-Spiele.
Die Generalprobe für seinen ersten Auftritt als Cheftrainer in der 5. Liga verlief durchwachsen. In der ersten Runde des Niederrheinpokals gab sich der Favorit beim Essener Bezirksligisten SpVgg Steele 03/09 zwar keine Blöße (2:0). Die Partie gehörte allerdings in die Kategorie "Arbeitssieg". Am Sonntag geht es jetzt erneut nach Essen, diesmal zum Uhlenkrug des ETB Schwarz-Weiß. "Um dort zu bestehen, müssen wir uns deutlich steigern", fordert Daniel Klinger.
Der 1. Spieltag der Oberliga Niederrhein 2025/2026 im Überblick