Ibrahima Traoré, der für Borussia Mönchengladbach und den VfB Stuttgart in der Bundesliga sowie in der Champions League und Europa League am Ball war, geht künftig in der Landesliga Niederrhein (6. Liga) für den Aufsteiger DJK Neuss-Gnadental auf Torejagd. Im Interview spricht der 37 Jahre alte Ex-Profi über Lionel Messi, seinen Sohn Jalen und die Saisonziele.
Mitte August werden Sie für den Landesliga-Aufsteiger DJK Neuss-Gnadental ihr Pflichtspiel-Debüt gegen den SC Union Nettetal bestreiten. Wie gefällt Ihnen das Leben als Amateurfußballer, Herr Traoré?
Ibrahima Traoré: Sehr gut. Ich wurde von der Mannschaft super aufgenommen und freue mich, dass ich wieder auf dem Fußballplatz stehe. Ich war vor meiner Profikarriere lange Zeit im französischen Amateurfußball unterwegs. Es fühlt sich richtig gut an.
Wie kam es zum Wechsel?
Traoré: Ich trainiere seit wenigen Wochen die F-Jugend des VfR 06 Neuss, in der auch mein siebenjähriger Sohn Jalen kickt. Bei einem Spiel habe ich Sebastian Michalsky getroffen, der Cheftrainer bei der DJK Neuss-Gnadental ist. Sein Sohn spielte in der gegnerischen Mannschaft. Wir kamen ins Gespräch und er fragte mich, ob ich mir es vorstellen könnte, in der Landesliga mein Comeback zu geben. (lacht)
Sie leben mit Ihrer Familie seit drei Jahren am Niederrhein. Hat Ihr Sohn das Zeug, um in Ihre Fußstapfen zu treten?
Traoré: Jalen ist ein guter Junge mit sehr viel Ehrgeiz. Er liebt Fußball über alles und will unbedingt Fußballprofi werden. Bis dahin ist es aber noch ein sehr langer Weg. Wichtig ist, dass er den Spaß am Fußball behält.
Ist das richtig, dass Sie mit dem Fahrrad zum Training fahren?
Traoré: Ich wohne nur zehn Minuten von der Platzanlage entfernt. Meine Frau hat mir geraten, ein Elektro-Fahrrad zu kaufen. Das wird unsere nächste größere Investition. (lacht)

In der Bundesliga galten Sie als Dribbelkönig. Worauf können sich Ihre Gegenspieler in der Landesliga einstellen?
Traoré: Ich hoffe, dass ich durch meine Dribblings der Mannschaft helfen kann. Ich habe lange pausiert, muss mein Spiel der Landesliga anpassen und wieder in den Rhythmus kommen. Außerdem finden die meisten Spiele auf Kunstrasen statt, was für mich neu ist.
Sie haben für Borussia Mönchengladbach in der Champions League gegen den FC Barcelona, Manchester City und Juventus Turin gespielt. Wie gerne erinnern Sie sich daran zurück?
Traoré: Es war eine schöne Zeit und erinnere ich mich gerne an diese Highlights. Es war einfach toll, sich mit den besten Spielern der Welt zu messen. Leider habe ich nie gegen Weltfußballer Lionel Messi gespielt. Im Hinspiel beim FC Barcelona war ich verletzt und im Rückspiel stand Messi verletzungsbedingt nicht im Kader. Dennoch: Gegen Neymar, Iniesta oder Luis Suárez zu spielen, war für mich ein großartiges Erlebnis.
Wie gut kommen Sie bei Ihren neuen Mitspielern an?
Traoré: Es ist eine neue Mannschaft für mich. Ich muss mich integrieren und die Jungs noch besser kennenlernen. Ich gehe auf die Spieler zu und mit der neuen Situation ganz locker um. Die Mannschaft ist erstmals in die Landesliga aufgestiegen und es geht für mich darum, mich dem Team anzupassen. Ich will mit den Jungs eine gute Zeit haben.
Sie haben vor vier Jahren Ihre Profikarriere beendet. Wie haben Sie sich fitgehalten und sind Sie schon bei 100 Prozent?
Traoré: Meistens habe ich mit Freunden aus Spaß in der Soccerhalle gespielt. Noch bin ich nicht bei 100 Prozent und benötige noch ein wenig Zeit, bis ich auf Betriebstemperatur bin. (lacht)
Nebenbei arbeiten Sie in der französischen Hauptstadt Paris noch als Radio-Moderator. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?
Traoré: Ich habe in Paris für einen französischen Radiosender als Fußball-Experte gearbeitet. Die Sendung wurde in viele Länder Afrikas und auch in meine Heimat Guinea übertragen. Mittlerweile gehe ich dieser Tätigkeit aber nicht mehr so oft nach, kann mich jetzt um andere Dinge kümmern.
Sie haben während Ihrer Laufbahn mit vielen Trainern zusammengearbeitet. Warum schätzen Sie Lucien Favre so sehr?
Traoré: Lucien Favre war bei Hertha BSC mein erster Profitrainer, hat mich einige Jahre später zu Borussia Mönchengladbach geholt. Er hat mir in meiner Karriere sehr geholfen und viel beigebracht. Wir haben weiterhin Kontakt, telefonieren regelmäßig. Nach der Karriere hat er mir das Du angeboten. Das schaffe ich aber nicht, sage immer noch Trainer zu ihm.
Wie lange wollen Sie noch kicken?
Traoré: Die Mannschaft hat bisher nie in der Landesliga gespielt. Als Aufsteiger geht es darum, dass wir möglichst schnell die nötigen Punkte für den Klassenverbleib holen. Solange ich gesund bleibe und weiterhin Spaß am Fußball habe, kann ich mir gut vorstellen, weiterhin zu spielen.
Dieser Text ist zuerst am 2. August auf FUSSBALL.DE erschienen.