Kreisliga

Doppelpack mit 63: Blau-Weiß Langenbergs Opa "Ede" Schöpke zeigt sich in der Kreisliga B treffsicher

Beim 16:0 gegen die Sportfreunde Siepen II brauchte der etatmäßige Torwarttrainer für seine Treffer nur sechs Minuten.
12. Mai 2025 Herrenfußball | GlobalText: FUSSBALL.DE/MSPW
Doppelpack mit 63: Blau-Weiß Langenbergs Opa
Bildquelle: Blau-Weiß Langenberg/Privat
Eduard Schöpke (l.): "Ich habe zehn Minuten vor der Halbzeit die Sporttasche aus dem Kofferraum geholt."

In der Kreisliga B Wuppertal-Niederberg kam der 63 Jahre alte Torwarttrainer Eduard "Ede" Schöpke für Blau-Weiß Langenberg erstmals auf dem Spielfeld zum Einsatz - und schnürte Ende April beim 16:0 gegen die Sportfreunde Siepen II nach seiner Einwechslung in nur sechs Minuten einen Doppelpack. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der Rentner über D-Mark-Zeiten, eine Zusatzprämie und die geplante Aufstiegsparty.

FUSSBALL.DE: Ihnen ist im zarten Fußballeralter von 63 Jahren beim 16:0 gegen die Sportfreunde Siepen 2 ein Doppelpack gelungen. Wie haben Sie sich danach gefühlt, Herr Schöpke?

Eduard Schöpke: Ich habe mich über meinen ersten Saisoneinsatz und meine beiden Tore sehr gefreut. Dass der Trainer mich einwechseln wollte, kam überraschend. Geplant war, dass ich erst im letzten Heimspiel gegen den SC Sonnborn 07 II zum Einsatz komme.

Wie fielen die Reaktionen nach Ihren beiden Toren aus?

Schöpke: Meine Mitspieler und auch einige Zuschauer haben mir nach dem Spiel gratuliert. Ein Gönner des Vereins rief nach meiner Einwechslung von draußen: "Wenn der Ede ein Tor schießt, spende ich 50 Euro in die Mannschaftskasse". Das war Motivation pur. (lacht)

Können Sie sich erinnern, wann Sie zuletzt zwei Tore in einem Meisterschaftsspiel erzielt haben?

Schöpke: Das war auf jeden Fall noch zu D-Mark-Zeiten, als ich zwei Buden in einem Spiel gemacht habe. Ich hatte damals mit meinem Sohn Sascha, der heute nicht mehr aktiv ist, für den FC Brambauer in der Kreisliga A gespielt. Wir standen bereits als Aufsteiger fest, und ich durfte als etatmäßiger Torhüter auf dem Feld spielen.

Sie sind bei Blau-Weiß Langenberg als Torwarttrainer tätig, diesmal aber nicht ins Tor gegangen, sondern im Sturm aufgelaufen. Warum?

Schöpke: Vor drei Jahren ist mir ein künstliches Knie eingesetzt worden. Seitdem kann ich mich nicht mehr so richtig hinschmeißen, wie es als Torhüter oft notwendig ist. Ich hätte bei unserer deutlichen Führung zwar auch ins Tor gehen können, aber der Kopf spielt da noch nicht so richtig mit.

Wie sehr waren Sie überrascht, als Ihr Trainer Sie schon 20 Minuten vor dem Abpfiff einwechselte?

Schöpke: In der ersten 45 Minuten saß ich noch mit meinen Trainingsklamotten auf der Bank. Zehn Minuten vor der Halbzeit bekam ich Grünes Licht vom Trainer, bin zu meinem Auto und habe die Sporttasche aus dem Kofferraum geholt. In der Halbzeit habe ich mir das Trikot mit der Nummer 9 geschnappt und sehr viel Zuspruch von meinen Mitspielern bekommen. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Ihre Mannschaft führt in der Kreisliga B souverän die Tabelle an, könnte an diesem Wochenende schon den Aufstieg perfekt machen. Rechnen Sie mit einem erneuten Einsatz?

Schöpke: Ich gehe davon aus, dass wir am vorletzten Spieltag bereits als Meister feststehen. Einige Betreuer und ich werden dann gegen den SC Sonnborn II wahrscheinlich zum Einsatz kommen.

Sie haben viele Jahre im Bergbau gearbeitet, sind jetzt Rentner. Wie halten Sie sich fit, um in der Kreisliga B mithalten zu können?

Schöpke: Das Aufwärmprogramm vor den Spielen mache ich immer mit. Unsere Torhüter bekommen von mir die Bälle aufs Tor geschossen. Im Training stehe ich bei den Abschlussspielchen entweder im Tor oder spiele draußen mit.

Theoretisch könnten Sie von jedem Spieler im Kader der Vater oder sogar Großvater sein. Wie sehr wird darüber in der Kabine geflachst?

Schöpke: Entweder begrüßen mich die Jungs mit meinem Spitznamen oder sagen: "Opa Ede trainiert wieder mit." (lacht) Kassiert unser Torhüter einen haltbaren Gegentreffer, dann scherze ich im Gegenzug und nenne ihn Fliegenfänger. Das beruht auf Gegenseitigkeit und gehört zum Fußball dazu.

Was können Sie mit den Themen der heutigen Jugend noch anfangen?

Schöpke: Ich habe absolut keine Ahnung, was beispielsweise Internet und Social Media anbelangt. In der Kabine herrscht bei uns vor den Spielen absolutes Handyverbot. Danach holen die Jungs die Handys raus, informieren sich über die neuesten Ergebnisse und sagen mir, wie mein Lieblingsklub FC Schalke 04 gespielt hat.

Wie sehr hat sich der Fußball gegenüber Ihrer Zeit verändert?

Schöpke: Der Fußball hat sich extrem weiterentwickelt, ist auf allen Positionen fünfmal schneller geworden - nicht nur im Profi-, sondern auch im Amateurbereich. Inzwischen sind die Angreifer die ersten Abwehrspieler. Früher sind die Stürmer einfach vorne stehengeblieben. Das kann man sich heute selbst in der Kreisliga nicht mehr erlauben. Dafür waren wir damals technisch stärker, hatten den Kopf immer oben und unsere Mitspieler besser eingesetzt.

Werden Sie auch bei der Abschlussfahrt dabei sein, oder tun Sie sich das nicht mehr an?

Schöpke: Zunächst steigt nach dem letzten Spiel beim ASV Mettmann II bei uns die große Aufstiegsparty. Entweder fahren wir mit einem Planwagen oder mit dem Trecker zu unserer Platzanlage. Vom 25. bis 29. Juni sind wir dann am Ballermann auf Mallorca. Ich muss allein schon deshalb bei der Abschlussfahrt dabei sein, weil die Jungs gar keine Stimmungs- oder Fußballlieder mehr kennen, sondern nur noch mit ihren Handys beschäftigt sind.

 

Autor: Peter Haidinger/MSPW


Dieser Text ist zuerst am 10. Mai auf FUSSBALL.DE erschienen.