Vom Tellerwäscher zum Millionär: Dermaßen filmreif und märchenhaft ist die Geschichte von Paul Schütte zwar nicht. Bemerkenswert ist sie trotzdem. Innerhalb eines Jahres entwickelte sich der 19-Jährige von den Sportfreunden Niederwenigern vom Futsal-Anfänger zu einem Spieler, der das Nationaltrikot mit dem Adler auf der Brust tragen durfte.
„Ich denke, dass ich in den letzten Monaten einige richtige Entscheidungen getroffen habe“, blickt Schütte, der seit Bambini-Tagen Fußball spielt, im Gespräch mit dem FVN zurück. „Es ist sicher nicht einzigartig, dass ein Fußballer im Futsal schnell vorankommt. Innerhalb kurzer Zeit große Schritte zu machen, ist schon möglich. Dass auch mir das nun gelungen ist, macht mich schon ein Stück weit stolz.“Zum Futsal, der von FIFA anerkannten Art des Hallenfußballs (unter anderem sprungreduzierter Ball, keine Banden und fünf Spieler pro Mannschaft), kam Paul Schütte, der in Essen-Steele wohnt, eher zufällig. Für seinen Heimatverein Essener SG 99/06 hatte der gelernte Linksverteidiger gerade eine passable Hallensaison gespielt. „Unser Co-Trainer war auch beim Primero Club de Futsal Mülheim engagiert und hat mich gefragt, ob ich nicht einmal mitkommen wolle.“
Einmal in der Futsal-Halle, hat es Schütte sofort gepackt. „Futsal ist im Vergleich zum Fußball noch technischer und temporeicher. Vier bis fünf Tore pro Spiel sind eher die Regel als die Ausnahme. Das gefällt mir“, erklärt der gebürtige Essener, der im Futsal die Position des Stürmers, in der Fachsprache „Pivot“ genannt, einnimmt.
Einen seiner ersten größeren Auftritte im Futsal hatte Schütte in der Sportschule Wedau in Duisburg. Mit der Niederrhein-Auswahl schloss er den Länderpokal auf Rang drei ab - die beste Platzierung des FVN bei diesem Turnier. Beachtlich: Erst vier Wochen zuvor hatte er bei einem dreistündigen Sichtungstraining für Jedermann unter den Augen von Shahin Rassi (Trainer der Futsal-Niederrrheinauswahl) und dessen Co-Trainer Andrej Kornelsen auf sich aufmerksam gemacht.
Im Sportler-Leben von Paul Schütte traten danach noch weitere Veränderungen auf. Im Fußball ging es von der Essener SG 99/06 zu den Sportfreunden Niederwenigern, im Futsal wenig später von Mülheim zu Bayer 05 Uerdingen.
Im Trikot von Niederwenigern feierte er dann auch seine bisher größten Erfolge im Futsal. Trotz ihrer geringen Erfahrung im Futsal holten die Sportfreunde zunächst den Titel bei den Niederrhein-Meisterschaften und qualifizierten sich für die Westdeutsche Meisterschaft. Dort sorgte das Team um Paul Schütte, der mit seinen Treffern stets ein Erfolgsgarant war, erneut für Furore und gewann überraschend den Titel. Außerdem durften die Sportfreunde zur Deutschen Meisterschaft. Völlig überraschend sprang dabei Rang drei heraus. „Das war der Wahnsinn“, erinnert sich Schütte. „Wir sind quasi in jedes Spiel als Außenseiter gegangen und haben uns immer wieder aufs Neue behauptet.“
Das Talent von Schütte im Futsal blieb selbstverständlich nicht unbemerkt. In die Niederrhein-Auswahl war Schütte von Shahin Rassi berufen worden. Der Niederländer lotste Schütte dann auf Vereinsebene auch zu Bayer 05 Uerdingen Futsal, wo Rassi ebenfalls als Trainer arbeitet.
Ein anderer Niederländer ließ dann vor wenigen Wochen die Augen von Paul Schütte glänzen. Marcel Loosveld, Trainer der deutschen Futsal-Nationalmannschaft, lud Schütte zu einem DFB-Sichtungs-Lehrgang in die Sportschule Wedau ein. „Als Kind hatte ich davon geträumt, einmal das Nationaltrikot tragen zu dürfen. Dieser Traum ist wahr geworden“, schwärmt Schütte - und schiebt augenzwinkernd nach: „Behalten durfte ich das Trikot leider nicht.“
Von Loosveld gab es für Schütte nach dem Lehrgang eine positive Rückmeldung. „In einigen Tagen findet der nächste Lehrgang in Duisburg statt. Ich hoffe, dass ich dabei sein darf“, sagt der „Pivot“.
Nun steht für Schütte aber erst einmal die Hallensaison vor der Tür, in der er versuchen will, die Leistungen aus dem letzten Winter zu bestätigen. Dabei kann Schütte seine gesamte Konzentration auf das Spiel mit dem runden Ball legen: „Ich hatte mit meinen Eltern nach meinem Abitur verabredet, dass ich - sozusagen - ein Fußball-Jahr einlege. Mal sehen, wie sich die ganze Sache entwickelt. In diesem Jahr will ich dann eine Ausbildung im Bereich der Pflege beginnen.“
Nun will Schütte zunächst für die Niederrhein-Auswahl möglichst viele Tore schießen: Von Samstag, 4. Januar, bis Montag, 6. Januar, steigt in der Sportschule Wedau der DFB-Futsal-Länderpokal. Dann will Schütte seiner schon jetzt bemerkenswerten Futsal-Geschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen. Die Auswahl des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) startet am 4. Januar, 9. 45 Uhr, mit der Partie gegen Mecklenburg-Vorpommern ins Turnier.