Frauen-Kreisliga

Torjägerin Viktoria Wolters von der DJK Rhenania Kleve: Tochter Leonie als "größte Motivation"

Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die 32-Jährige unter anderem auch über die knapp verpasste Torjägerkanone für alle.
6. Juni 2025 Frauenfußball | GlobalText: FUSSBALL.DE/MSPW, Ralf Debat
Torjägerin Viktoria Wolters von der DJK Rhenania Kleve: Tochter Leonie als
Bildquelle: Privat/Collage: FVN
Viktoria Wolters: "Meine Tochter Leonie ist ebenfalls sehr talentiert und ehrgeizig".

Sensationelle 76 Saisontore erzielte Viktoria Wolters für die DJK Rhenania Kleve in der Kreisliga A. Bei nur 25 Einsätzen bedeutet das einen Schnitt von mehr als drei Treffern pro Partie. In der bundesweiten Wertung zur Torjägerkanone für alle in der 7. Liga reicht das aber "nur" zu Platz zwei. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die 32 Jahre alte Angreiferin über ihre Torquote und Tochter Leonie.

FUSSBALL.DE: Den greifbar nahen Gewinn der Torjägerkanone für alle haben Sie hauchdünn verpasst. Wie groß ist die Enttäuschung, Frau Wolters?

Viktoria Wolters: Es ist schade, klar. Von einer Enttäuschung würde ich aber nicht sprechen. Ich bin schließlich nicht in die Saison gestartet, um die Torjägerkanone zu gewinnen. Darauf lag nie mein Fokus, sondern immer auf dem Erfolg mit dem Team. Ich gratuliere meiner Konkurrentin Raphaela Weber, die mich ganz zum Schluss noch mit neun Treffern in ihrem letzten Saisonspiel überholt hat.

Am Ende fehlte Ihnen lediglich ein Tor. Macht man sich deshalb Gedanken, wo und wann es der eine oder andere Treffer mehr hätte sein können?

Wolters: Darüber mache ich mir keine großen Gedanken. Dass ich überhaupt eine Chance hatte, ganz vorne zu landen, hat sich im Laufe der Saison so ergeben. Dass es zwischenzeitlich auch mal eine Phase mit mehreren Spielen ohne Tor gab, ist für eine Stürmerin normal. Ärgerlich ist allerdings, dass 15 von mir erzielte Tore wegen des Rückzugs einer Mannschaft aus unserer Liga am Ende mehr nicht in die Wertung gekommen sind. Sonst hätte es vermutlich ein wenig anders ausgesehen.

In der Kreisliga belegte Viktoria Wolters mit ihrer Mannschaft in der abgelaufenen Saison den dritten Platz.

Dennoch haben Sie mit 76 Treffern die erfolgreichste Saison Ihrer Karriere gespielt. Waren Sie schon immer so torgefährlich?

Wolters: Tatsächlich nicht. Ich habe früher allerdings auch auf anderen Positionen gespielt, beispielsweise im defensiven Mittelfeld. Erst nachdem ich vor zwei Jahren zum zweiten Mal einen Kreuzbandriss erlitten hatte und eigentlich schon mit dem Fußball aufhören wollte, habe ich mich zum Weitermachen überreden lassen - allerdings nur unter der Bedingung, ab sofort im Sturm spielen zu können.

In der vorherigen Saison waren es "nur" 29 Tore. Wie erklären Sie sich selbst diese erhebliche Steigerung?

Wolters: Schwierig zu sagen. Irgendetwas Besonderes mache ich jedenfalls nicht, wenn Sie das meinen. (lacht) Es lief halt beim gesamten Team gut, davon habe auch ich profitiert.

Durch einen Zwölferpack im abschließenden Saisonspiel hatten Sie die Chance auf die Torjägerkanone gewahrt. War Ihnen so etwas zuvor schon einmal gelungen?

Wolters: Nein, noch nie. Meine vorherigen Bestwerte waren acht oder neun Tore in einem Spiel. Ich muss in diesem Fall allerdings sagen, dass wir in diesem Spiel neben dem Sieg auch die Torjägerkanone im Hinterkopf hatten. Da haben mich meine Mitspielerinnen mich ganz besonders unterstützt und vielleicht noch einmal mehr abgespielt.

Wie würden Sie Ihre Stärken beschreiben?

Wolters: Ich habe ein gutes Gespür dafür, wohin der Ball kommen könnte, und stehe deshalb oft richtig. Eine große Stärker ist auch mein Kopfballspiel. Dadurch sind mir eine Menge Tore gelungen.

Fällt es Ihnen auch mit 32 Jahren leicht, mit Ihren jüngeren Mitspielerinnen mitzuhalten?

Wolters: Das würde ich schon sagen. Mein Vater, der auch Fußballer war, hat mir sicherlich ein paar gute Gene mitgegeben. Da ich außerdem schon als kleines Mädchen in meiner Heimat in der Slowakei mit dem Fußball angefangen und zwischenzeitlich dort auch in der ersten und zweiten Liga gespielt habe, konnte ich viele Erfahrungen sammeln. Das hilft mir heute noch, auch wenn diese Zeit schon fast zwölf Jahre zurückliegt und das Niveau in der Slowakei nicht mit den höchsten Spielklassen in Deutschland vergleichbar ist.

Die 32-jährige Angreiferin erzielte in 25 Partien beeindruckende 76 Tore.

Wie bekommen Sie als alleinerziehende Mutter und Masseurin in einer Praxis für Physiotherapie Familie, Beruf und Fußball unter einen Hut?

Wolters: Das ist in der Tat eine Herausforderung und nicht ganz einfach. Ich kann deshalb beispielsweise auch nicht regelmäßig am Training teilnehmen. Ein Vorteil ist allerdings, dass sich auch meine Tochter Leonie für Fußball begeistert und im Verein spielt. Sie ist ebenfalls sehr talentiert und ehrgeizig. Deshalb gehen wir an den Wochenenden gemeinsam zu ihren und zu meinen Spielen.

Motiviert Leonie Sie immer wieder zu Höchstleistungen?

Wolters: Auf jeden Fall ist sie meine größte Motivation. Sie ist stolz auf mich, sieht mich als Vorbild an und will auch so viele Tore erzielen. Das spornt mich noch zusätzlich an.

Was begeistert Sie sonst am Fußball?

Wolters: Es bereitet mir nach wie vor große Freude, gemeinsam mit einem Team Ziele zu verfolgen. Es fällt mir schwer, mir ein Leben ohne Fußball vorzustellen.

Mehr als die Hälfte aller Tore des Teams gingen auf Ihr Konto. Wie würden Sie Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft beschreiben?

Wolters: Ich bin grundsätzlich ein positiver Typ und versuche, meine Mitspielerinnen zu motivieren und zu unterstützen. Dafür benötige ich auch keine Kapitänsbinde. Ich bin auch weit davon entfernt, alles alleine machen zu wollen. Wenn eine Mitspielerin besser steht, bekommt sie von mir den Ball.

Am Ende sprang der dritte Tabellenplatz heraus. Zufrieden?

Wolters: Es ist eine gute Platzierung, zumal wir punktgleich mit dem Tabellenzweiten sind. Gegen Meister FC Neukirchen-Vluyn haben wir zweimal verloren, von daher geht das schon in Ordnung. Es war auch nie unser Ziel, unbedingt den Aufstieg anzustreben.

Welche Ziele verfolgen Sie persönlich?

Wolters: Zumindest ein oder zwei Jahre möchte ich auf jeden Fall noch spielen. Das traue ich mir auch absolut zu.

Wie wäre es mit der Torjägerkanone für alle in der nächsten Saison?

Wolters: Von meinem Verein habe ich schon für diese Spielzeit eine kleine Torjägerkanone bekommen, was mich sehr gefreut hat. Ob ich noch einmal die Chance auf eine große Kanone bekomme, wird man sehen. Ich sehe das ganz entspannt und setze mich deshalb nicht selbst unter Druck.

 


Dieser Text ist zuerst am 6. Juni auf FUSSBALL.DE erschienen.