Ein altes Fußballsprichwort sagt: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften. Den SV Sonsbeck könnte aber auch die "Abteilung Attacke" zum Titel in der Frauen-Kreisliga A Kleve-Geldern am Niederrhein führen. Für den Tabellenführer aus dem in der Nähe der niederländischen Grenze gelegenen 9.000 Einwohner-Ort stehen bereits 124 Treffer zu Buche.
So viele Tore hat bundesweit sonst kein anderes Frauen-Team erzielt. Erst mit etwas Abstand folgen der 1. FC Kaiserslautern (111) aus der Frauen Bezirksliga Südwest West und der Sonsbecker Ligakonkurrent FC Neukirchen-Vluyn (110) auf den weiteren Plätzen. "Wir wollen spielerisch zum Erfolg kommen, verzichten auf die Brechstange und lassen den Ball gut laufen", meint Trainer Marc Domjahn im Gespräch mit FUSSBALL.DE.
Die Freude des Chefcoachs und seines Teams über das 4:3 im Topspiel und "Prestigeduell" beim TSV Weeze und dem damit verbundenen Gewinn der Herbstmeisterschaft wurde allerdings stark getrübt. Johanna Bolz, die mit ihrem bereits 24. Saisontreffer das zwischenzeitliche 1:0 erzielt hatte, zog sich in der Nachspielzeit bei einem unglücklichen Zusammenprall mit der gegnerischen Torhüterin einen Schien- und Wadenbeinbruch zu.
"An dieser Stelle noch einmal ein ausdrückliches Dankeschön an den TSV Weeze für das faire und vorbildliche Verhalten bei der schweren Verletzung von Johanna", lobt Trainer Domjahn. Sein Gegenüber beim TSV Weeze, Olaf Schnell, war als beruflicher Rettungssanitäter ebenso Ersthelfer wie auch Sonsbecks Spielerin Jennifer Kilian, die später zum 4:3-Endstand treffen sollte.
"Johanna wurde anschließend mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht und bereits operiert. Der Eingriff ist gut verlaufen", so der Trainer. Ob die 20-Jährige in dieser Saison aber noch einmal auf dem Platz stehen kann, ist offen. "Das ist schwer zu sagen. Bei einem Comeback nach einer solchen Verletzung spielt auch der Kopf eine wesentliche Rolle", sagt Marc Domjahn. Bitter für den SV Sonsbeck: Bereits einige Minuten zuvor war Mia Terhoeven, die auch schon 19 Treffer auf dem Konto hat, wegen einer Fußverletzung abtransportiert worden. "Zumindest ist bei ihr nichts gebrochen", atmet der Trainer durch. Nun soll eine MRT-Untersuchung klären, inwiefern Bänder betroffen sind.
Obwohl durch die Verletzungen von Johanna Bolz und Mia Terhoeven vorerst die Schützinnen von nicht weniger als 43 Toren nicht zur Verfügung stehen, ist der SV Sonsbeck äußerst breit aufgestellt. Mit allein 30 Treffern liegt Anna Rottmann in der internen Torschützenliste ganz vorne. Ligaweit muss sich die 19-Jährige nur hinter Viktoria Wolters (DJK Rhenania VFS Kleve/44) anstellen, die wiederum nicht nur in der Kreisliga A Kleve-Geldern, sondern auch in der bundesweiten Wertung zur Torjägerkanone für alle in der siebthöchsten Frauen-Spielklasse an der Spitze liegt.
"Anna ist ein Phänomen, kann überall spielen" schwärmt Trainer Domjahn. "Sie ist zum einen eine hervorragende Torhüterin, kann genauso gut aber auch in der Abwehr auflaufen. Mit ihrer guten Schusstechnik ist sie für uns aktuell jedoch in der Offensive am wertvollsten." Mit Johanna Bolz "fehlt uns jetzt vorerst unsere beste Vorlagengeberin, die über den Flügel ihre Geschwindigkeit ausspielen kann". Die ebenfalls verletzte Mia Terhoeven ist auf der Zehner-Position zu Hause.
Neben dem bereits erwähnten Trio haben aber auch Jennifer Kilian (17 Treffer) und Maren Hendess (elf) nach nur 15 Begegnungen schon jeweils zweistellig für den SV Sonsbeck. Während "Jennifer ebenfalls ihre Geschwindigkeit auszeichnet", ist Mittelfeldspielerin Hendess "unser Motor. Es ist unglaublich, wie viel sie während eines Spiels rennt und für die Mannschaft offensiv und defensiv arbeitet", lobt der SVS-Trainer.
Auch mit den weiteren Akteurinnen seines insgesamt 30 Spielerinnen umfassenden Kaders ist Marc Domjahn, der sich in seiner vierten Saison als Trainer des Frauenteams befindet, sehr zufrieden. "Wir haben ein eingespieltes Gerüst. Die aus der U 17 aufgerückten Mädels haben noch einmal weitere Kreativität reingebracht. So haben wir eine starke Offensive und ein super Mittelfeld. Auch in der Abwehr haben wir uns gefestigt. Man spürt einfach die Überzeugung, dass wir gegen jedes Team aus der Liga gewinnen können. Wir üben bereits früh Druck auf die Gegner aus."
Einen wesentlichen Faktor dafür, dass der SV Sonsbeck nach dem zweiten Rang in der abgelaufenen Saison nun erneut um den Aufstieg mitspielt, sieht der 48-Jährige auch in seinem neuen Co-Trainer Karsten Pimingstorfer. "Karsten ist eine super Verstärkung. Er hilft sehr dabei, das Training mit unserer großen Gruppe umzusetzen."
Nachdem in der zurückliegenden Spielzeit am Ende nur ein Zähler und sechs Treffer zum Aufstieg in die Bezirksliga gefehlt hatten, könnte es im nächsten Sommer so weit sein. Die Bestmarke an Toren verhilft dem SV Sonsbeck derzeit zur Tabellenführung vor dem punktgleichen FC Neukirchen-Vluyn. Und auch die Anzahl an erzielten Treffern sollte schon bald übertroffen werden. In der letztjährigen 13er-Liga standen am Ende 137 Tore zu Buche.
Dieser Text ist zuerst am 24. November aus FUSSBALL.DE erschienen.