FVN-Präsident Peter Frymuth ist seit 2013 Mitglied des DFB-Präsidiums. Der 62 Jahre alte Düsseldorfer ist neben dem Spielbetrieb in der 3. Liga und dem DFB-Pokal auch für den Bereich "Ehrenamts- und Mitgliedergewinnung"zuständig. Im DFB.de-Interview spricht Peter Frymuth mit Redakteurin Sonja Alger über die Bedeutung der vielen Helfer in den Amateurvereinen, die DFB-Ehrenamtspreise und eine Anerkennungskultur auf Vereins- und Verbandsebene.
DFB.de: Rund 1,7 Menschen im Schnitt engagieren sich ehrenamtlich in einem Amateurverein. Sie sorgen dafür, dass immer der Ball rollt. Warum ist gerade aktuell die Förderung des Ehrenamts so wichtig?
Peter Frymuth: In allen Teilen der Gesellschaft ist freiwilliges Engagement eine Grundsäule. Im Fußball gibt es eine enorme Anzahl an Kindern und Jugendlichen, die in einen Verein möchten oder bereits in einem sind. Dieser Andrang kann nur bewältigt werden, wenn sich viele ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Vereinen zur Verfügung stellen. Wir merken, dass einige Vereine zusätzliche Jugendmannschaften am Spielbetrieb teilnehmen lassen könnten, wenn sie noch mehr ehrenamtliche Helfer und Helferinnen hätten.
Nirgendwo engagieren sich die Menschen lieber als im Sport, das belegt der Deutsche Freiwilligensurvey. Warum fehlt es dennoch an ehrenamtlichen Vereinsmitarbeitern?
Frymuth: Der Erfolg ist das Problem. Unsere Vereine arbeiten so erfolgreich, dass sich der Fußball in Deutschland enormer Beliebtheit bei Mädchen und Jungen erfreut. Dieses Interesse fordert eine hohe Anzahl an Menschen, die sich um die Betreuung und das Training der Kinder und Jugendlichen kümmern. Es würde mich freuen, wenn sich noch mehr Freiwillige finden, die sich insbesondere für den Frauen- und Mädchenfußball einsetzen.
Warum ist ein ausgewogenes Verhältnis aus jungen und erfahreneren Ehrenamtlichen im Verein wichtig?
Frymuth: Junge Helfer und Helferinnen sind genauso wichtig wie erfahrene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Ältere Ehrenamtliche haben Zeitressourcen und können auf einen wertvollen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Junge Menschen bringen neues Gedankengut mit und geben frische Impulse für die Vereinsarbeit. Es ist wichtig, Jugendlichen zu vermitteln, wie bedeutsam es ist, solche Aufgaben zu übernehmen. Über ein Ehrenamt können sie sich wichtige Sozialkompetenzen aneignen, die ihnen auch im Berufsleben helfen.
Jährlich verleiht der DFB gemeinsam mit seinen Landesverbänden den DFB-Ehrenamtspreis und die Auszeichnung Fußballhelden für junge Ehrenamtliche. Aktuell läuft die Ausschreibungsphase - noch bis Samstag. Wofür stehen diese beiden Förderpreise?
Frymuth: Diese beiden Aktionen des DFB machen die Vielfalt des Ehrenamts und die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements deutlich. Auf der einen Seite mit dem DFB-Ehrenamtspreis und dem Club 100für diejenigen, die im gesamten Verein Hervorragendes leisten. Und auf der anderen Seite mit der Auszeichnung Fußballhelden/innenfür junge Ehrenamtliche, die sich als Trainer oder als Jugendleiter in einem Verein engagieren. Da das Engagement junger Ehrenamtlicher über die Jahre zunehmend wichtiger geworden ist, war es 2015 eine logische Folge, zusätzlich zum DFB-Ehrenamtspreis die Fußballhelden/innen-Ehrung einzuführen, um in jedem Fußballkreis engagierten jungen Menschen unter 30 Jahren Danke zu sagen. Dieses Engagement wird mit einer Reise gewürdigt, die Erlebnis, Spaß und Fortbildung vereint.
Wie können das Ehrenamt in Zukunft gestärkt und junge Menschen für ehrenamtliches Engagement begeistert werden?
Frymuth: Wir müssen die unterschiedlichen Verbandsaktivitäten zum Ehrenamt weiter steigern, beispielsweise durch Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen wie den "Junior Coach". Wir haben bereits viele junge Ehrenamtliche auf Amateurebene. So zum Beispiel die Schiedsrichter in unseren Landesverbänden, die Woche für Woche zur Verfügung stehen, um die Durchführung des Spielbetriebs zu gewährleisten. Ebenso muss es unser Ziel sein, die Menschen, die altersbedingt aus dem Berufsalltag ausscheiden, für Vereinsämter zu gewinnen. Sie haben Erfahrungen und Zeitressourcen, die für die Vereine enorm wertvoll sein können. Wir müssen die gesamte Bandbreite ehrenamtlichen Engagements im Fokus behalten und junge wie erfahrene Menschen fürs Ehrenamt begeistern.
Welche Botschaft möchten Sie all denen mit auf den Weg geben, die sich ehrenamtlich in einem Verein engagieren?
Frymuth: Ich möchte an alle Vereine appellieren, die Kandidaten für den DFB-Ehrenamtspreis oder die Auszeichnung Fußballhelden/innenin ihren Reihen haben, diese auch zu melden. Die Meldung durch den Verein ist die erste Stufe der Anerkennung. Ich kann nur alle Vereinsverantwortlichen ermuntern, auf die Ehrungskultur im eigenen Verein zu achten. Diese kann ebenfalls durch eine Meldung für einen der beiden Förderpreise gelebt werden. Mir ist wichtig zu betonen, dass alle Preisträger der DFB-Ehrenamtspreise für eine Vielzahl an Ehrenamtlern auf Amateurebene stehen. Diese Auszeichnungen können keine komplette und abschließende Würdigung ehrenamtlicher Arbeit sein. Wir verleihen diese als ein Zeichen des Danks. Alle, die sich in unseren Vereinen engagieren, sorgen für das Fundament des gesamten Fußballs.