Sepp-Herberger-Awards

Sepp-Herberger-Awards 2025: Sonderpreis für die ehemalige SGS Essen-Spielerin Irini Ioannidou

Insgesamt elf Preise in fünf Kategorien werden am 31. März in Wolfsburg vergeben. Live-Übertragung bei MagentaTV und auf YouTube.
24. März 2025 DFB | GlobalText: DFB
Sepp-Herberger-Awards 2025: Sonderpreis für die ehemalige SGS Essen-Spielerin Irini Ioannidou
Bildquelle: framesign/SGS Essen/Collage: FVN
Die ehemalige SGS Essen-Spielerin Irini Ioannidou wird mit dem Horst-Eckel-Preis ausgezeichnet.

Die DFB-Stiftung Sepp Herberger verleiht am 31. März 2025 in der VW-Autostadt in Wolfsburg die Sepp-Herberger-Awards. Insgesamt elf Preise in fünf Kategorien werden vergeben. Sie sind mit insgesamt 100.000 Euro dotiert. Mit dabei sind zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus Sport, Politik und Gesellschaft, darunter DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Bundestrainer Julian Nagelsmann. Die Veranstaltung wird um 20.15 Uhr live auf #dabeiTV bei MagentaTV und auf dem DFB-YouTube-Kanal übertragen.

Erstklassiges Engagement hat seinen Preis – dafür stehen die Sepp-Herberger-Awards. Ausgezeichnet werden auch in diesem Jahr besondere Projekte und Aktivitäten von gemeinnützigen Fußballorganisationen in den Bereichen Handicap-Fußball, Resozialisierung von Strafgefangenen sowie der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Fußballvereinen. Zudem wird ein Sonderpreis in der Kategorie “Sozialwerk” – benannt nach Fußball-Weltmeister Horst Eckel – vergeben. In diesem Jahr geht er an die ehemalige SGS Essen-Spielerin Irini Ioannidou, die an amyotropher Lateralsklersose (ALS) erkrankt ist und in der Öffentlichkeit als Vorbild für zahlreiche weitere an ALS erkrankte Personen auftritt (mehr dazu im Text weiter unten). Zum vierten Mal wird außerdem ein Preis an eine Fußball-Stiftung verliehen. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an die 1995 von Fußball-Weltmeister Jürgen Klinsmann gegründete AGAPEDIA Stiftung.

Gruppenbild bei der Preisverleihung 2024. Foto: Carsten Kobow/DFB-Stiftung Sepp Herberger

“Wir wollen mit der Veranstaltung die Menschen in den Mittelpunkt stellen, die oft unbemerkt von einer breiten Öffentlichkeit Herausragendes leisten. Mit den Sepp-Herberger-Awards machen wir ihre Aktivitäten bekannt, ehren das Engagement und wollen weitere Fußballorganisationen motivieren, sich auf ähnliche Weise zu engagieren”, sagt DFB-Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert, der Vorsitzende des Vorstandes der DFB-Stiftung Sepp Herberger.

Die Veranstaltung wird vor Ort durch verschiedene Persönlichkeiten des Fußballs und der Gesellschaft begleitet. Darunter DFB-Sportdirektorin Nia Künzer, DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich, DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald, die Vizepräsidenten Ronny Zimmermann und Ralph-Uwe Schaffert sowie Philipp Lahm, Otto Rehhagel, Bundesministerin a.D. Christine Lambrecht, Fußball-Weltmeisterin Renate Lingor, der langjährige Nationalspieler Jens Nowotny und die ehemalige Bundestrainerin Tina Theune. Auch Alexandra Popp, Maximilian Arnold und Yannick Gerhardt vom VfL Wolfsburg sind mit dabei.

Die Gala wird moderiert von Amelie Stiefvatter und Sebastian Hellmann. Live-Musik gibt es von Jenny Hohlbauch und Jonathan Baily.

Volkswagen und die Deutsche Telekom sind Partner der Sepp-Herberger-Awards.
 

Zum Livestream auf dem DFB-YouTube-Kanal
Weitere Informationen zu den Sepp-Herberger-Awards

 

Die Preisträger im Überblick

Handicap-Fußball:

  • OSC Bremerhaven (Bremer Fußball-Verband)
  • ASV Waldsee (Südwestdeutscher Fußballverband)
  • SC Concordia Hagen (Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen)

Resozialisierung:

  • VfL Osnabrück / JVA Vechta (Niedersächsischer Fußballverband)
  • SSV Jahn Regensburg (Bayerischer Fußball-Verband)
  • TV Niederstetten (Württembergischer Fußballverband)

Schule und Verein:

  • FC Augsburg (Bayerischer Fußball-Verband) 
  • TSV Amicitia Viernheim (Badischer Fußballverband)
  • SV Gaberndorf (Thüringer Fußball-Verband)

Sozialwerk/Horst-Eckel-Preis:

  • Irini Ioannidou

Fußball-Stiftung:

  • AGAPEDIA Stiftung für Kinder, Soziales und Bildung gGmbH


Pressekontakt: 
Luis Hartmann 
luis.hartmann@dfb-stiftungen.de
+49 151 53751802

 


 

Irini Ioannidou: Aufgeben ist keine Option

Den stärksten, den wichtigsten Satz spricht Irini Ioannidou ganz am Ende des Gesprächs aus. “Ich habe keine Angst vor dem Tod”, sagt Ioannidou. Nicht laut, aber entschlossen, kämpferisch: “Ich bin ein positiv denkender Mensch und glaube an Wunder.” Um dann eine Frage zu stellen, die sie direkt selbst beantwortet: "Warum sollte es nicht auch für mich ein Wunder geben? Aufgeben ist keine Option.“ Ioannidou, 33 Jahre, 162 Bundesligaspiele, früher DFB-U-Nationalspielerin, leidet an amyotropher Lateralsklersose, besser bekannt als ALS – einer unheilbaren Krankheit. Für ihren Mut, ihre Geschichte in der breiten Öffentlichkeit zu teilen und als Vorbild für zahlreiche weitere an ALS erkrankte Personen aufzutreten, erhält Irini Ioannidou in diesem Jahr den Sepp-Herberger-Award in der Kategorie Sozialwerk. 

Im Oktober 2023 wurde der fortschreitende Verlust von Nervenzellen bei ihr diagnostiziert. Seitdem geht es ihr schubweise schlechter. Die Folgen der Krankheit sind dramatisch. Nach und nach tritt eine Muskellähmung ein. Dadurch ist sie auf fremde Hilfe angewiesen. “Ich bin meiner Familie, meinen Freunden und meiner Lebensgefährtin unglaublich dankbar, die mich rund um die Uhr unterstützen”, sagt Ioannidou. “Wer mich kennt, weiß, dass mich nichts so schnell aus der Bahn wirft, ich nicht leicht unterzukriegen bin. Ich habe immer lieber Anderen geholfen, als selbst um Hilfe zu bitten und auch anzunehmen. Jetzt bin ich allerdings an einem Punkt angelangt, wo ich auf Unterstützung anderer angewiesen bin.”

Therapien müssen privat bezahlt werden

In der Schulmedizin gibt es derzeit nur ein Medikament, das die Krankheit verzögert. Ioannidou ist bei ihrer Recherche nach weiteren Möglichkeiten auf eine Kombination von Therapiemaßnahmen gestoßen, die Patientinnen und Patienten mit gleichen Symptomen und Verläufen unterstützt und zur Verbesserung der Lebenssituation beigetragen haben. Das Problem: Die Maßnahmen müssen selbst gezahlt werden. Der hohe fünfstellig Betrag war für Ioannidou allein nicht mehr stemmbar.

Sie hat daher Ende des vergangenen Jahres eine Spendenaktion gestartet – mit unglaublichem Feedback. Innerhalb von nicht einmal 48 Stunden hat ihr Schicksal tausende Menschen berührt. Vor allem aus der Fußballerinnenszene. Ioannidou hat auf diesem Weg mittlerweile über 110.000 Euro gesammelt, mit der sie die Therapie beginnen konnte: „Ich habe in Deutschland und der Schweiz verschiedene Dinge ausprobiert. Einiges hat sehr gut angeschlagen, auf anderes hat mein Körper ablehnend reagiert. Ich kämpfe weiter gegen diese Krankheit an.“

Zuletzt war Irini Ioannidou 2021 für den 1. FC Köln am Ball. Foto: 1. FC Köln

“Bin Freunden und Familie unendlich dankbar”

Wer mit Ioannidou spricht, erlebt die Kämpferin, die sie früher auch auf dem Fußballplatz war. Die Krankheit sorgt unter anderem dafür, dass sie Schwierigkeiten beim Sprechen hat. Allein kann sie die Wohnung nicht mehr verlassen. In ihrem gewohnten Umfeld kann sie sich zwar noch ohne Gehhilfe fortbewegen: “Aber ich werde mich damit abfinden müssen, dass ich auch hier bald Unterstützung brauchen werde.”

Ioannidou hat sich schon oft gefragt, warum ausgerechnet sie dieses Schicksal erleiden musste. “Aber es bringt nichts, diese Frage zu stellen”, betont sie. “Es gibt sowieso keine Antwort darauf. Ich nehme die Situation jetzt so an, wie sie ist und versuche, das Beste daraus zu machen.” Bei allem Optimismus gibt es bessere und schlechtere Tage: “Manchmal bin ich niedergeschlagen und müde. Aber dann helfen mir die Gespräche mit meinen Freunden und meiner Familie. Die Unterstützung, die ich von allen Seiten bekommen, ist unglaublich. Ich bin diesen Menschen unendlich dankbar.”

Alles begann mit Schluckbeschwerden

Ioannidou wurde in Essen geboren. Sie hat lange für den FCR 2001 Duisburg, die SGS Essen und zuletzt für den 1. FC Köln gespielt. Sie hat für die U15, U17 und U21 das DFB-Trikot getragen. Sie stand im Halbfinale der Champions League, hat den früheren UEFA-Cup geholt und zweimal den DFB-Pokal gewonnen. Im November 2021 beendete sie ihre Karriere.

Im Januar 2023 merkte Ioannidou, dass etwas nicht stimmte. Erste neurologische Störungen traten auf. Zunächst hatte sie dauerhafte Schluckbeschwerden. Dann merkte sie, dass ihr rechtes Bein sich ungewohnt verhielt, wenig später war es bei der rechten Hand der Fall. Sie begab sich in Behandlung. Es wurden Blutbilder gemacht, verschiedene Tests. Im Oktober hatte sie dann Gewissheit. Die niederschmetternde Diagnose lautete: ALS.

40.000 Volt in den Körper 

Seitdem macht sie alles, um den Verlauf der Krankheit zu verlangsam. Als heilbar gilt sie bis heute nicht. Sie hat sich Strom, 40.000 Volt, in den Körper geben lassen. Sie hat eine Infusionstherapie gemacht. Sie hat eine Gehirnstimulation durchgeführt. Inzwischen hat sie auch ein Gerät dafür zuhause, mit dem sie zwei- bis dreimal am Tag ihr Gehirn stimuliert. Das alles finanziert Ioannidou aus eigener Kasse. 

“Jeder Euro hilft mir auf meinem Weg”, sagt Ioannidou. Der Sepp-Herberger-Awardist mit 12.500 Euro dotiert. “Ich bin sehr dankbar für diese finanzielle Unterstützung”, sagt sie. Und trotzdem bleibt sie bescheiden: “Es gibt viele Fußballerinnen und Fußballer, die unverschuldet in Not geraten sind. Ich bin nur ein Beispiel dafür”, ergänzt die 33-jährige.

Finanzielle Unterstützung weiterhin nötig

Es gibt Statistiken, die Ioannidou verzweifeln lassen könnten: ASL-Patientinnen und -Patienten haben nach der Diagnose noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von drei bis fünf Jahren. Doch es gibt auch zahlreiche Beispiele für sehr langsame Verläufe. Mehr als zehn Prozent der Erkrankten lebten noch zehn Jahre – oder sogar länger. Und genau darauf hofft auch Ioannidou. Deshalb sagt sie es nochmal. Immer noch nicht laut, aber immer noch entschlossen, kämpferisch: “Ich gebe nicht auf. Niemals. Ich glaube an ein Wunder.” 

 

Irini Ioannidou ist weiterhin auf Spenden angewiesen. Wer sie bei ihrem Kampf gegen ALS unterstützen möchte, kann sie über die sozialen Netzwerke (@iri_ioa11) kontaktieren. Jeder Euro hilft ihr.