Zum dritten Mal verleihen FUSSBALL.DE, das Amateurfußballportal des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), und das Fachmagazin kicker in Kooperation mit Volkswagen die begehrte "Torjägerkanone für alle". Mit der Trophäe setzen die Partner ein Zeichen für die große Bedeutung des Amateurfußballs. Schon zweimal wurden die Sieger/innen im Rahmen eines Länderspiels der deutschen A-Nationalmannschaft geehrt. Die nächste Ehrung findet am 14. Oktober beim UEFA Nations League-Spiel gegen die Niederlande in München statt. Ausgezeichnet werden die besten Torjäger/innen bis zur 11. Liga bei den Männern und bis zur 7. Liga bei den Frauen. Auch in der gerade abgelaufenen Saison machten wieder zahlreiche treffsichere Amateurfußballer/innen auf sich aufmerksam und sorgten sogar für einige neue Bestmarken.
Die beeindruckendste Bilanz aller Torschützen in Deutschland kann Janik Brosch mit dem von ihm selbst mit Freunden gegründeten Verein Eintracht Lemgo vorweisen. Mit insgesamt 119 Treffern erzielte der 31 Jahre alte Angreifer in der 11. Liga beispielsweise dreimal so viele Tore wie der englische Nationalspieler Harry Kane vom deutschen Rekordmeister FC Bayern München als bester Torjäger der Bundesliga (36 Treffer). Dabei benötigte Brosch für seine Ausbeute gerade einmal 15 Spiele und kam auf eine sensationelle Torquote von 7,93 Treffern pro Spiel. Mit insgesamt 275:14 Toren und drei Punkten Vorsprung auf SG Hörstmar/Leese II sicherte sich Eintracht Lemgo die Meisterschaft und den Aufstieg in die Kreisliga B.
"Es ist eine ganz coole Geschichte, dass man eine solche Trophäe auch im unteren Amateurbereich gewinnen kann", sagt Brosch im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Für unseren neuen Verein ist es eine schöne Sache, weil wir neben unserem Aufstieg dadurch noch mehr Aufmerksamkeit generieren und im positiven Sinne auffallen. Meine Teamkollegen haben mich super unterstützt, wollten mich unbedingt zum erfolgreichsten Torjäger in Deutschland machen."
Ebenfalls dreistellig (und damit häufiger als zuvor sämtliche Gewinner/innen der Torjägerkanone für alle) war Felix Schulz für den TSV Rotation Dresden II in der Kreisliga B (10. Liga) erfolgreich. Am Ende der Saison standen bei ihm 102 Tore in 24 Spielen zu Buche, was Platz eins vor Andi Sadrija (Spvg Dümmlinghausen-Bernberg, 81 Tore) und Maurice Oebel (FSV Kettwig, 68 Tore) bedeutete. Für Felix Schulz ist diese Bilanz aber umso bemerkenswerter, weil der 27 Jahre alte Angreifer körperlich einen schweren Rucksack zu tragen hat. Vor einigen Jahren musste er wegen einer angeborenen Fehlstellung der Wirbelsäule seinen Traum von einer Profikarriere begraben.
Mit 13 Punkten Vorsprung auf SG Bühnlau 09 feierte TSV Rotation Dresden II mit 249:40 Toren den zweiten Aufstieg in Folge. "Ich hatte das Ranking jederzeit im Blick und war fest davon überzeugt, dass ich am Ende ganz oben auf dem Treppchen stehe", betont Felix Schulz gegenüber FUSSBALL.DE . “Normalerweise bin ich eher zurückhaltend. Aber mein Team wusste Bescheid und hat dafür gesorgt, dass ich die Torjägerkanone bekomme.”
Gleich drei weitere Spieler einer zweiten Mannschaft haben sich ebenfalls die Torjägerkanone für alle verdient. Emre Kilic (29), der für Rot-Weiss Essen II in der 9. Liga auflief, sicherte sich mit 82 Toren in 27 Spielen den Titel. Oliver Kovacic (7. Liga, Kickers Offenbach II) ballerte sich am vorletzten Spieltag mit neun Treffern gegen SVG Steinheim (14:0) und insgesamt 58 Saisontoren an die Spitze. Mit seiner Torausbeute machte er sich auch für die erste Mannschaft des OFC interessant, lief zwischenzeitlich schon in der Regionalliga Südwest und damit drei Spielklassen höher auf. Dort will sich der 22-Jährige jetzt auch dauerhaft durchsetzen. "Ich lebe meinen Traum", so Kovacic.
In der 5. Liga waren mit Maik Lukowicz (50 Tore) und Joel Victor Imasuen (41 Treffer) gleich zwei Spieler des SV Werder Bremen II (ohne Punktverlust Meister der Bremen-Liga und Aufsteiger in die Regionalliga Nord) auf den ersten beiden Plätzen des Rankings zu finden. Das Bremer Duo verwies dabei den österreichischen Ex-Nationalspieler und jetzigen TV-Experten Martin Harnik (TuS Dassendorf/32 Tore) auf den dritten Rang. Vor einem Jahr hatte sich Harnik noch mit 46 Treffern die Torjägerkanone in der 5. Liga gesichert und schnitt damit von allen Titelverteidigern am besten ab.
Besonders eng ging es in der 8. Liga an der Spitze zu. Mit Jan Herfordt (CF Victoria Bremen '05) und Yassin Ennaji (SG Oberhöchstadt) lagen am Ende zwei Spieler sogar gleichauf. Herfordt benötigte für seine 52 Treffer 27 Spiele. Sein ärgster Konkurrent Ennaji, der über die Hälfte aller Tore seines Klubs erzielte, absolvierte eine Partie mehr. Auch in der sechsthöchsten deutschen Spielklasse fiel die Entscheidung ganz knapp aus. Ole Böttcher vom TV Eiche Horn sicherte sich mit 44 Treffern und nur einem Tor Vorsprung vor Moritz Paul (SV Budberg 1946) in einem Kopf-an-Kopf-Rennen die Torjägerkanone.
In der Regionalliga (4. Liga) setzte sich Elias Löder vom FC Carl Zeiss Jena mit 25 Treffern in 33 Spielen der Nordost-Staffel auch die bundesweite Krone auf. Am Finaltag der Amateure schnürte der 24 Jahre alte Angreifer außerdem im Endspiel um den Thüringen-Pokal (4:0 beim ZFC Meuselwitz) einen Dreierpack und war auch dort der entscheidende Mann. Im DFB-Pokal trifft der FCC jetzt am Mittwoch, 28. August (ab 18 Uhr, live im ZDF und bei Sky) in der ersten Runde auf Titelverteidiger Bayer 04 Leverkusen.
Die Fußballerinnen des SC Glück-Auf Sterkrade 1937 erzielten in der abgelaufenen Saison 2023/2024 in der Kreisliga A Duisburg/Mülheim/Dinslaken in 28 Spielen bemerkenswerte 258 Tore und damit mehr als jedes andere Frauenteam in Deutschland. Mit 26 Siegen, einem Remis und nur einer Niederlage sicherten sich die Oberhausenerinnen mit acht Punkten Vorsprung vor dem Nachbarn Sterkrade 06/07 den Gewinn der Meisterschaft und den Aufstieg in die Bezirksliga.
Allein 85-mal (in 27 Partien) war Offensivspielerin Dana Fürderer erfolgreich, erzielte damit im Schnitt 3,14 Tore pro Spiel und landete in der bundesweiten Torjägerkanone für alle in der 7. Liga ebenfalls auf Platz eins. "Ich habe noch nie eine persönliche Auszeichnung bekommen", sagt Dana Fürderer im Interview mit FUSSBALL.DE . "Der Gewinn der Torjägerkanone ist mein absolutes Highlight. Es ist eine schöne Anerkennung für die vielen Entbehrungen, die man auf sich nimmt." Fürderers Teamkollegin Ayel Yasmin Gülmez sicherte sich mit 65 Toren immerhin den dritten Platz.
Immerhin fast zwei Treffer im Schnitt pro Partie (42 Tore/22 Spiele) erzielte Angreiferin Sarah Abu Sabbah für den 1. FC Union Berlin in der Frauen-Regionalliga Nordost. Das bedeutete in der 3. Liga klar den ersten Platz vor Dörthe Hoppius (VfL Bochum/31 Treffer) und Anna-Lena Füllkrug (Hannover 96/27), jüngere Schwester von Nationalstürmer Niclas Füllkrug von Borussia Dortmund.
Auch als Team trumpften die "Eisernen" auf, wurden ohne Punktverlust Meisterinnen und setzten sich auch in den Aufstiegsspielen zur 2. Frauen-Bundesliga gegen den Nord-Titelträger SV Henstedt-Ulzburg (8:0/2:0) klar durch. Dazu steuerte Sarah Abu Sabbah drei weitere Treffer bei.
36 Zähler und ein Torverhältnis von 107:27 (nach 16 Spieltagen) reichten der SG Droyßig/Spora in der Frauen-Regionalklasse 5 in Sachsen-Anhalt (6. Liga) nur zu Platz zwei hinter der SpG Großgörschen/Räpitz (41 Punkte). Allein 64 Treffer (bei nur zwölf Einsätzen) markierte jedoch Droyßig/Sporas Toptorschützin Lisa Reim . Die Chemikantin war damit für 59,81 Prozent aller Tore des Tabellenzweiten verantwortlich und sicherte sich vor Janina Real (SC 1936 Grimlinghausen), die 61 Treffer in doppelt so vielen Spielen (24) erzielt hatte, die Torjägerkanone. "Für mich ist das nach mehr als 20 Jahren Fußball ein gelungener Abschluss und glorreicher Abgang", so Lisa Reim.
In der Berlin-Liga (4. Liga) erzielte Marta Stodulska in 28 Partien für den Tabellendritten FC Internationale nicht weniger als 68 Tore. Der Gewinn der Torjägerkanone für alle stand für die 29 Jahre alte Vollblutstürmerin damit schon vor einigen Wochen fest. Mit 26 Toren Vorsprung vor Verfolgerin Elly Böttcher (42 Saisontreffer für den 1. FC Neubrandenburg 04) setzte sich die frühere Nationalspielerin von Polen souverän durch.
Dabei ließ sie sich auch durch ihre Diabetes-Erkrankung nicht stoppen, sondern trotzte dem Handicap eindrucksvoll. "Der Gewinn der Torjägerkanone ist etwas ganz Besonderes für mich, da ich noch nie eine solche oder ähnliche Auszeichnung bekommen habe", erklärt Marta Stodulska im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Damit möchte ich auch anderen Menschen Mut machen und zeigen, dass man trotz Krankheit Leistung bringen kann."
Mit 55 Treffern und acht Toren Vorsprung vor Ilka Lang (TuS Homburg-Bröltal 1927) landete Katharina Schmidt vom SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen in der 5. Liga ebenfalls souverän auf Platz eins. Die Angreiferin benötigte für ihre beeindruckende Bilanz lediglich 17 Einsätze, kommt damit auf eine Trefferquote von 3,23 pro Spiel.
Die Gewinner/innen der “Torjägerkanone für alle” 2023/24 im Überblick
Männer
4. Liga: Elias Löder (Carl Zeiss Jena, 25 Tore)
5. Liga: Maik Lukowicz (Werder Bremen II, 50 Tore)
6. Liga: Ole Böttcher (TV Eiche Horn, 44 Tore)
7. Liga: Oliver Kovacic (Kickers Offenbach II, 58 Tore)
8. Liga: Jan Herfordt (CF Viktoria Bremen, 52 Tore)
9. Liga: Emre Kilic (Rot-Weiß Essen II, 82 Tore)
10. Liga: Felix Schulz (Rotation Dresden, 102 Tore)
11. Liga: Janik Brosch (Eintracht Lemgo, 119 Tore)
Frauen
3. Liga: Sarah Abu Sabbah (1. FC Union Berlin, 42 Tore)
4. Liga: Marta Stodulska (FC Internationale Berlin, 68 Tore)
5. Liga: Katharina Schmidt (SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen, 55 Tore)
6. Liga: Lisa Reim (Droyßiger SG e.V., 64 Tore)
7. Liga: Dana Fürderer (Glück-Auf Sterkrade, 85 Tore)