Tanja Hambloch, DFB-Club-Beraterin im Fußballverband Niederrhein (FVN), hat als erste Frau in Deutschland das DFB-Club-Berater-Zertifikat erlangt. Neben ihr gibt es bundesweit erst fünf weitere (allesamt männliche) Club-Berater, die alle drei Module im Rahmen der DFB-Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen haben.
Das abschließende Modul absolvierte Tanja Hambloch in der Volkswagen-Arena in Wolfsburg. In die “Autostadt” eingeladen hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB), um den erfolgreichen Absolvent/innen noch vor Ort das begehrte Zertifikat überreichen zu können.
Bei dem intensiven und spannenden Abschluss-Wochenende in Wolfsburg stand das Modul “Der moderne Verein” auf der Tagesordnung. Zuvor hatten Tanja Hambloch und ihre fünf männlichen Kollegen bereits die Module “Social Skills” und “Beratungskompetenzen” in Online- und Präsenzveranstaltungen erfolgreich durchlaufen.
Tanja Hambloch, die in Meerbusch wohnt sowie unter anderem auch als Trainerin beim GSV Moers aktiv ist und sich als Kreisqualifizierungsbeauftragte im Fußballkreis Kempen/Krefeld engagiert, hatte sich vor rund drei Jahren dazu entschlossen, als DFB-Club-Beraterin Vereinen Hilfestellungen bei alltäglichen und auch bei außergewöhnlichen Fragen zu geben und dabei ihre eigenen Erfahrungen mit einfließen zu lassen.
Das Projekt DFB-Club-Berater/innen ist Teil des DFB-Masterplans. Dieser wiederum umfasst ein Paket von Maßnahmen, mit dem der DFB sowie seine Regional- und Landesverbände die Vereinsqualität verbessern und den Vereinsfußball stabilisieren möchten. Derzeit sind knapp 90 Club-Berater/innen in ganz Deutschland im Einsatz.
Wann und wie genau kommt ein/e DFB-Club-Berater/in aber nun zum Einsatz? Darüber haben wir mit Tanja Hambloch gesprochen.
FVN.de: Wie läuft in der Regel die Kontaktaufnahme zwischen einem Verein und einem DFB-Club-Berater ab, Frau Hambloch?
Tanja Hambloch: Beim FVN gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme. Der interessierte Verein kann sich über die FVN-Homepage unter der Rubrik Vereinsberatung online anmelden. Es kommen aber auch bei den Club-Beratern selbst Anfragen rein, da wir an vielen Kreis- und Verbandsveranstaltungen teilnehmen und dort das Projekt bewerben dürfen. So können wir direkt den ersten Kontakt zu den Vereinen aufnehmen. Zusätzlich haben wir konkrete Themen, zu denen wir Vereine, die in dieses Themengebiet fallen, kontaktieren.
Welche Themen tauchen mit am häufigsten auf?
In vielen Fällen geht es um die Gewinnung von Ehrenamtlern für verschiedene Positionen im Verein. Es geht hier nicht nur um die Gewinnung von Trainern und Helfern, sondern auch um die Positionen auf Vorstandsebene. Wir helfen den Vereinen aber etwa auch beim Thema DFBnet und beim Aufbau eines zukunftsfähigen Vereins. Hierbei sind die Unterschiede zwischen den ländlichen und städtischen Verein recht groß.
Was macht für Sie die Arbeit als DFB-Club-Berater aus?
Das wertvollste ist der Kontakt zu den Vereinen an der Basis. Das persönliche Kennenlernen bei den Vor-Ort-Besuchen und der intensive Austausch sind für die weitere Zusammenarbeit sehr wichtig. In vielen Fällen stellt sich sehr schnell eine Vertrauensbasis ein, bei dem die Vereinsvertreter/innen sich auch mal den Frust von der Seele reden können. Diesen Input benötigen wir als Verband, um die Probleme der Vereine zu erkennen.
Sie verfügen bereits über jede Menge ehrenamtliche Erfahrung. Inwieweit profitieren Sie davon?
Ich sehe mich von der Basis kommend. Dadurch kenne ich viele Probleme, mit denen Vereine kämpfen. Das ist sicher ein Vorteil. Mein Spezialgebiet ist der Frauen- und Mädchenfußball sowie das junge Ehrenamt. Ich bin der Meinung, dass die Akzeptanz in diesen Bereichen gesteigert werden muss. Unter anderem gilt es, die Ausbildung von Trainern auf Frauen/Mädchen anzupassen. Die Anforderungen sind nun einmal im Vergleich zum Training einer Jungenmannschaft unterschiedlich.
Wie hoch ist der zeitliche Aufwand?
Wir können uns die Arbeit selbst einteilen. Daher ist es kein Problem, die Tätigkeit in den Alltag einzubetten.
Ihr Motivationsspruch lautet: “Tradition heißt nicht, Asche zu bewahren, sondern Feuer weiterzugeben.” Wie füllen Sie diesen Spruch mit Leben?
Die Tradition darf nicht verloren gehen. Ältere Ehrenamtler haben in der Regel viel Erfahrung und sind daher stets einzubinden. Aber es muss nun einmal auch darum gehen, das Vereinsleben auf jüngere Beine zu stellen. Dafür müssen Vereine die nötigen Strukturen schaffen. Ehrenamtliches Engagement muss zeitlich flexibel möglich sein, damit Beruf, Familie und Ehrenamt unter einen Hut passen. Dafür ist es wichtig, vielleicht auch mal einige Positionen auf mehrere Schultern zu verteilen und das Team so breiter aufzustellen. Den Jugendleiter, der sich allein um 30 Mannschaften kümmert, gibt es dann nicht mehr. Für solch moderne Strukturen müssen wir in einigen Fällen zunächst das Verständnis schaffen.
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