Diskriminierung

Das können Amateurvereine gegen Rassismus und Diskriminierung tun

Wie lässt sich Rassismus und Diskriminierung vor Ort vorbeugen und wie sollte ein Klub bei rassistischen Vorfällen reagieren? Antworten auf wichtige Fragen.
16. Oktober 2020 Allgemein | GlobalText: FUSSBALL.DE/WDFV
Das können Amateurvereine gegen Rassismus und Diskriminierung tun
Bildquelle: Getty Images

Noch immer - so das Ergebnis des jährlich vom DFB in mehr als 1,3 Millionen Spielen erhobenen Lagebildes - ist Diskriminierung wie in der ganzen Gesellschaft auch im Fußball eine (traurige) Realität. Demnach vermerkten die Schiedsrichter*innen in der Saison 2018/2019 in 2725 Spielen einen Diskriminierungsvorfall. Bezogen auf mehr als 1,3 Millionen Spiele in Deutschland ein Anteil von 0,21 Prozent. Und genau 2.725 Vorfälle zu viel.

Was können Amateurvereine und Fußballfans tun, um Diskriminierung vorzubeugen und rassistischen Vorfällen entschieden entgegenzutreten? Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

 

Wie erreiche ich die Zentrale Anlaufstelle für Gewalt-, Diskriminierungs- und Extremismusvorfälle beim Westdeutschen Fußballverband?
Der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) hat eine zentrale Anlaufstelle für Gewalt-, Diskriminierungs- und Extremismusvorfälle eingerichtet. Die Anlaufstelle des WDFV erfasst alle Konflikte, die sich im Amateurfußball in NRW ereignen und nimmt diese auf. Sie bildet eine Schnittstelle zu den Landesverbänden und externen Partnern, um für den Fußball präventiv und reaktiv agieren zu können. Es geht darum für alle transparent darzustellen, was auf den Fußballplätzen in NRW in Gänze passiert.

Wie kann ich mich mit meinem Verein vorbeugend gegen Diskriminierung einsetzen?
Um allen Mitgliedern im Verein eine Orientierung zu bieten, für welche Werte der Verein steht, ist die Entwicklung eines Leitbildes sinnvoll. Am besten beteiligt ihr möglichst viele Mitglieder bei der Erstellung des Dokuments, das kurz und prägnant die Grundregeln für das Miteinander im Verein festlegen soll. Dabei solltet ihr benennen, dass Diskriminierung in eurem Klub keinen Platz hat und entsprechend sanktioniert wird. Nach der Erstellung des Vereinsleitbildes ist es wichtig, es an alle Mitglieder und Zuschauer*innen zu kommunizieren. Nutzt dabei zum Beispiel die Vereinshomepage, Social-Media-Kanäle oder hängt ein Plakat am Klubheim auf. Zusätzlich ist es ratsam, eine*n Ansprechpartner*in für etwaige Störfälle zu benennen.

Wen sollte ich kontaktieren, wenn mir diskriminierende Vorfälle auf dem Sportgelände auffallen?
Kommt es während eines Spiels zu diskriminierenden Vorfällen, sollte der oder die Schiedsrichter*in spätestens in der Halbzeitpause oder nach Spielende kontaktiert werden. Auch Vereinsverantwortliche und anwesende Ordner*innen sollten darauf hingewiesen werden, um reagieren zu können.

Video zu “3. Liga vereint gegen Rassismus”

Welche Aufgaben kommen den Schiedsrichter*innen bei derartigen Vorfällen zu?
Wenn Schiedsrichter*innen diskriminierende Rufe oder Plakate wahrnehmen, können sie eine Partie unterbrechen und in letzter Konsequenz sogar abbrechen. Es ist zu empfehlen, bei der Kommunikation mit den Personen, die sich diskriminierend äußern, die Ordner*innen hinzuzuziehen. In jedem Fall müssen die Schiedsrichter*innen diese Vorfälle jedoch in den Spielberichtsbogen eintragen, damit die zuständigen Stellen im Nachgang über etwaige Konsequenzen beraten können.

Wann liegt überhaupt eine Diskriminierung vor und wer entscheidet darüber?
Eine Diskriminierung liegt grundsätzlich vor, wenn die Menschenwürde einer Person oder Gruppe verletzt wurde. Dies kann durch eine herabwürdigende Äußerung, Geste oder Handlung in Bezug auf Hautfarbe, Sprache, Religion, ethnische Herkunft, Alter, Behinderung, Geschlecht oder sexuelle Identität erfolgen. Um zusätzlich die Schiedsrichter*innen für derartige Vorkommnisse zu sensibilisieren, hat der DFB ein  Merkblatt mit Definitionen  und entsprechenden Erläuterungen erarbeitet. Zudem bietet der DFB seit der Saison 2016/2017 ein Online-Lernmodul zur weiteren Schulung der Unparteiischen an. 

Welche Rechte haben die Heimvereine?
Der Heimverein hat das Recht, seine Sportplatz- bzw. Hausordnung - notfalls mithilfe der Polizei - durchzusetzen. Daher ist es wichtig, diese gut sichtbar gemeinsam mit dem Verbot von Gewalt- und Diskriminierungshandlungen zu kommunizieren. Eine Mustervorlage findet ihr im Dokument  "Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesspielen" (Seite 34 ff.) . Bestimmt eine*n Sicherheitsbeauftragte*n für euren Verein, der in der Regel auch das Hausrecht ausüben sollte. Falls ihr euch bei der Erstellung der Stadionordnung oder der Durchsetzung des Hausrechts unsicher seid, könnt ihr euch vom Sicherheitsbeauftragten eures Landesverbandes beraten lassen.

Verweist (potentielle) Störer*innen unter Berufung auf das Hausrecht der Spielstätte, sofern dies erforderlich erscheint. Ereignet sich ein Gewalt- oder Diskriminierungsvorfall, informiert in jedem Fall die Staffelleitung bzw. die Sportgerichtsbarkeit, sowie in Abhängigkeit vom Schweregrad und akutem Hilfebedarf die Polizei.

Welche Rechte und Pflichten haben Ordner*innen?
Geht man davon aus, dass grundsätzlich der austragende Verein auf der Platzanlage das Hausrecht besitzt, beinhaltet dies die Erlaubnis, störende und/oder gegen die Platzordnung verstoßende Personen, die auf dem vereinseigenen Gelände die Sicherheit der Veranstaltung gefährden, der Platzanlage zu verweisen. Dieses Recht wird den Ordner*innen vom Veranstaltungsleiter des Vereins übertragen. Das heißt, Ordner*innen haben unter anderem folgende Berechtigungen:

  • bei drohenden Konflikten zwischen Zuschauer*innen einen Beteiligten aufzufordern, einen anderen Zuschauerbereich aufzusuchen
  • sofern möglich, Konflikte zwischen Personen zu schlichten oder zu beenden. Ansonsten können Ordner*innen auch die Polizei rufen!
  • falls die Situation es erfordert mäßigend und deeskalierend das Spielfeld zu betreten und in Konflikte einzuschreiten. Auch nach dem Spiel dürfen Ordner*innen das Spielfeld betreten, um zum Beispiel das Schiedsrichtergespann vom Platz zu begleiten!
     

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